Smart Home:Schlaues Örtchen

Lesezeit: 2 min

Sogenannte Dusch-WCs lassen sich mit dem Smartphone steuern. Die Hersteller sind optimistisch, dass die digitalisierten Toiletten auch in Deutschland ihre Käufer finden.

Von Andreas Remien

Es gibt nicht viele Orte, die einem eine Pause gönnen von der Digitalisierung. Sie ist allgegenwärtig. Selbst im eigenen Zuhause greift sie krakenartig um sich: Die Waschmaschine sendet Push-Nachrichten über den Zustand der Dreckwäsche auf das Handy, die Jalousie fährt je nach Sonnenstand rauf und runter, draußen rollt der Mähroboter über den Rasen. Ein letztes verbliebenes, analoges Refugium ist oft noch die Toilette. Doch damit könnte es auch bald vorbei sein.

Die Toiletten-Experten sind jedenfalls optimistisch, dass die Digitalisierung auch etwas fürs Klo ist. Das zeigte vor Kurzem die Sanitärmesse ISH. Deutschland ist in Sachen Toiletten-Digitalisierung noch Entwicklungsland. In Japan zum Beispiel gehören sogenannte Dusch-WCs zum Standard. Sie sind eine Mischung aus Toilette und Bidet, duschen also nach dem Toilettengang den Intimbereich ab. Richtung, Stärke, sogar Massage-Art und Temperatur des Wasserstrahls lassen sich oft individuell regeln und in digitalen Nutzerprofilen speichern. Anschließend wird noch warm geföhnt.

Die Kunden sind skeptisch. Die Technik im Klo muss daher gut versteckt sein

In deutschen Haushalten dagegen findet sich vor allem die einfache Keramikschüssel, bei der man noch selbst den Deckel öffnen muss. Seit einigen Jahren versuchen die Hersteller, auch Europa mit Dusch-WCs auszustatten - langsam mit Erfolg, wie die Unternehmen berichten. Geholfen dabei hat wohl auch eine Rückbesinnung auf europäisches Design. Asiatische Modelle sind häufig klobig und mit viel Technik ausgestattet. Sie bieten etwa Musik und farbige Beleuchtung an - das alles kam hierzulande nicht so gut an. Inzwischen gibt es daher mehr unauffällige Dusch-WCs, denen man kaum ansieht, was in ihnen steckt. So fahren Wasserhahn und Föhn nur bei Bedarf aus. "Das ist neu, und das war wichtig: Es gibt keine Kompromisse mehr beim Design der Dusch-WCs. Die Technik ist versteckt", sagt Duravit-Chef Frank Richter.

Für Hausbesitzer wird es aber nicht einfacher. Die modernen WCs brauchen schließlich auch einen Stromanschluss. Dafür lässt sich vieles mit der Fernbedienung oder dem Smartphone steuern. Selbst wer keine Spa-Toilette möchte, wird sich beim nächsten Kauf mit Neuerungen auseinandersetzen müssen. In den vergangenen 20 Jahren hat sich einiges getan. Statt Hebel oder großer Tasten finden sich für die Spülung häufig schon Selbstauslöser oder Bewegungsmelder. Darüber hinaus saugen moderne Toiletten auf Knopfdruck Gerüche ab, geben ein Nachtlicht ab, öffnen und schließen den Deckel berührungslos. Die Branche arbeitet auch an Systemen, die automatisch den Urin analysieren. Wer bedenkliche Werte auf das Smartphone bekommt, kann dann gleich seinen Teledoktor anrufen.

© SZ vom 23.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: