Skype schaltet Anzeigen:Bei Anruf: Werbung

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Bisher war mit Internet-Telefonie kaum Geld zu verdienen. Skype will deshalb Anzeigen schalten, hat aber ein Problem: Die Internetgemeinde reagiert allergisch auf Werbung.

V. Bernau und A. Slavik

Die Idee hat die Welt verändert - und trotzdem war bislang kaum Geld damit zu verdienen: Videotelefonie über das Internet nutzt hierzulande unter den 14- bis 29-Jährigen bereits jeder Fünfte. Zumeist bei dem Luxemburger Anbieter Skype. Einmal registriert, kann man Anrufe mit oder ohne Video oder auch kurze Textnachrichten überall dort empfangen, wo man sich an einem Rechner im Internet mit seinem Benutzernamen anmeldet. Das Problem: Unter den mehr als 600 Millionen registrierten Nutzern lässt sich den Dienst nicht einmal jeder Zehnte etwas kosten. Nun sucht Skype sein Heil am Werbemarkt.

Von dieser Woche an können Unternehmen kleine Werbeflächen auf der Skype-Benutzeroberfläche, direkt unter der Navigationsleiste buchen. So hübscht sich Skype noch etwas auf, bevor das Unternehmen den Gang an die Börse wagt. (Foto: AFP)

Von dieser Woche an können Unternehmen Werbeflächen auf der Startseite von Skype, direkt unter der Navigationsleiste buchen. Sobald die Nutzer sich angemeldet haben, um zu chatten und zu telefonieren, seien die Anzeigen allerdings nicht mehr zu sehen, betont man bei Skype. Skype hübscht sich mit dieser Aktion noch etwas auf, bevor das Unternehmen den Gang an die Börse wagt. Ursprünglich hatte Skype diesen Schritt fürs vergangene Jahr angepeilt. Das Internetauktionshaus Ebay hatte vor sechs Jahren 2,6 Milliarden Dollar für das Start-up bezahlt und im Herbst 2009 etwa 70 Prozent an eine Investorengruppe um den Internetpionier und Netscape-Gründer Marc Andreesen abgegeben - für 1,9 Milliarden Dollar.

Skype-Telefonate von Computer zu Computer sind kostenlos, Geld brachten bislang nur jene Nutzer, die eine Festnetz- oder Mobilnummer anwählten. Das waren zu wenige. Auf den ersten Blick ist Skype eine durchaus interessante Plattform für die Werbeindustrie: Zuletzt nutzten 145 Millionen Menschen monatlich den Dienst, bis zu 29 Millionen davon zur selben Zeit. Die Werbeanzeigen können auch mit bewegten Bildern oder mit Sound unterlegt werden. Doch daran könnte das neue Geschäftsmodell noch scheitern: Die Internetgemeinde reagiert oft allergisch auf Anzeigen. Die Vorstellung, ihre privaten Gespräche könnten von Werbefilmchen unterbrochen oder auch nur beeinträchtigt werden, dürfte auf wenig Gegenliebe stoßen.

Vor demselben Problem steht derzeit der Kurznachrichtendienst Twitter: Auch dieser lockt wie so viele Internetfirmen seine Nutzer mit kostenlosen Angeboten. Geld verdienen war im Geschäftsmodell der Amerikaner lange nicht vorgesehen. Seit einem Jahr versucht das Unternehmen nun, Anzeigen zu akquirieren, die auch Geld in die Kasse bringen.

In der neuen Version der Twitter-iPhone-Anwendung taucht deshalb immer wieder ein dünner schwarzer Balken auf, der die aktuellen Kurznachrichten überlagert. Der Balken soll Trends anzeigen, enthält aber auch Werbung - und lässt sich nicht ausschalten. Gerade das monieren die Twitter-Nutzer heftig. Bislang will das Unternehmen aber nicht einlenken.

Skype dürfte um die Empfindlichkeiten der Netzgemeinde wissen - und sich deshalb weiterhin nach anderen Einnahmen umsehen. So versucht Skype etwa, auch Geschäftskunden für Videotelefonate zu gewinnen. Verträge mit Fernsehherstellern wie Panasonic und Samsung sind bereits unterzeichnet. Sie sollen Skype-Programme auf ihren Geräten installieren und so für den direkten Draht zum Kunden sorgen. Ähnliche Projekte hat Skype bereits mit Apple und Nokia angestoßen, um seine Software auf mehr und mehr Mobiltelefone zu bringen.

Skype ist nicht der erste Anbieter von Internet-Telefonie, der seine kostenlosen Dienste mit Werbung zu finanzieren versucht. Jajah etwa ließ vor wenigen Jahren Werbeanzeigen auf die Monitore der Nutzer einblenden, während diese eine von Jajah hergestellte - und deshalb kostenfreie - Verbindung zwischen herkömmlichen Festnetztelefonen nutzten. Wurde die Werbung ausgeblendet, war auch die Verbindung gekappt. Das Modell konnte sich schließlich am Markt nicht durchsetzen.

© SZ vom 09.03.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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