Sixt:Tesla? Nein, danke!

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Die Mietwagenfirma Sixt hat immer noch keinen Betriebsrat - trotz weltweit mittlerweile 7500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. (Foto: Tobias Hase/dpa)

Autoverleiher Erich Sixt hält nichts von dem E-Auto, dafür umso mehr von seiner neuen App.

Von Dieter Sürig, München

Tesla-Chef Elon Musk will demnächst im Berliner Umfeld Elektroautos bauen, doch dies kann Autovermieter Erich Sixt, 75, offensichtlich nicht von seiner Haltung gegen E-Autos abbringen: Er habe zwar einige Hundert Tesla-Autos im Leasinggeschäft, "wir sind aber nicht sehr zufrieden damit", sagte er bei der Vorlage der Quartalszahlen. Grund: Die Reparaturzeiten seien "extrem lang" und der Wiederverkaufswert sei "nicht sehr erfreulich". Kurzum: "Ich möchte im Mietgeschäft keinen einzigen Tesla haben". Sollte es in diesem Segment doch einen Tesla geben, dann könne das nur ein Versehen sein. "Die Qualität genügt bei weitem nicht unseren Ansprüchen", fügte er hinzu.

Drastischer kann der Branchenführer sein Unbehagen über das E-Auto aus Kalifornien nicht ausdrücken. Aber wie sieht es mit anderen Herstellern aus? "E-Autos sind fürs Carsharing okay", gestand Sixt ein. Dort hätte er sogar gerne 2000 Fahrzeuge mehr, nur - es gebe Nachschubprobleme. Derzeit sind nach seinen Angaben im Carsharing 300 E-Autos von Renault im Einsatz, "das ist sinnvoll in der Stadt". Gar nicht sinnvoll sind Elektrofahrzeuge für ihn auf langen Strecken, "weil die Reichweite nicht groß genug ist", sagte Sixt. Das sei wohl ein Grund dafür, dass die Kunden kein E-Auto mieten wollten. "Der Kunde will Diesel" - trotz Abgasskandals. Und: "Die Klimadiskussion läuft außerhalb der Wirklichkeit des Geschäfts", so Sixt.

In dieser Realität spielt dafür die Sixt-App One, die im Februar online gegangen ist und Mieten, Teilen, Taxi und E-Scooter vereint, eine umso größere Rolle. Sixt sprach von einer Million Downloads, der App-Umsatz sei um fast 300 Prozent gestiegen. "Die Kosten der Prozesse sinken, und es hat auch positive Effekte auf die Marke", schwärmte er. "Wir werden zum digitalen Mobilitätsvermieter".

Der Erfolg bestätigt sich in den Zahlen: So stieg der operative Umsatz in den ersten neun Monaten um 14 Prozent auf 2,2 Milliarden Euro, das Ergebnis vor Steuern und Abschreibungen um 16,4 Prozent auf 837 Millionen Euro. Das Konzernergebnis vor Steuern ist mit 281 Millionen Euro 1,5 Prozent niedriger als der bereinigte Vorjahreswert, in dem der Erlös aus dem Drive-Now-Verkauf nicht mehr enthalten ist.

Neben der App haben neue Stationen zum Wachstum beigetragen, vor allem in den USA, Italien, Spanien und Großbritannien. In den USA erwartet Sixt überdurchschnittliches Wachstum - vier der weltweit zehn größten Sixt-Stationen gebe es dort. Konzernweit erwartet Sixt für 2019 einen "deutlich steigenden operativen Umsatz und einen stabilen Gewinn. Nicht so erfreulich entwickle sich die Sixt-Leasing-Aktie, doch rechne er nun mit einem "zukunftsträchtigen" Geschäft. Das Sixt-SE-Papier verlor 0,2 Prozent auf 94 Euro.

© SZ vom 14.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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