Der Autor, Filmemacher und Maler Herbert Achternbusch hat mal ein Bonmot geschaffen, das wunderbar in diese Zeit passt: "Du hast keine Chance, aber nutze sie!" Sprich: Irgendwas geht immer. Auch der Autoverleiher Erich Sixt versteht es, aus jeder noch so ausweglosen Lage einen Vorteil zu ziehen. "Es wird uns enorm helfen, dass die Leute Angst haben, öffentliche Verkehrsmittel zu nutzen", sagte er bei der Vorlage der Zahlen für das erste Quartal. Und tatsächlich laufe seine Carsharing-Sparte gut, "wir sind dabei, 1000 zusätzliche Fahrzeuge einzusetzen, weil der Bedarf steigt". Die Kunden wollten lieber Auto fahren, als mit der Maske in die S-Bahn zu steigen. Überhaupt sei das Geschäft in den Stadtbüros wieder auf Vor-Corona-Niveau, und bei Lkw-Vermietungen gebe es kaum Rückgänge. Die Stadtbüros machen 60 Prozent des Geschäfts von Sixt aus, der vor allem darunter leidet, dass der Umsatz an den Flughäfen auf null gegangen ist.
Somit kam das Unternehmen aus Pullach bei seinem ersten Quartalsverlust seit 2009 noch glimpflich davon. Damals waren es minus 35 Millionen Euro, nun minus 5,1 Millionen vor Steuern. Im ersten Quartal 2019 hatte Sixt 40,1 Millionen Euro Gewinn gemacht. Der Umsatz ging nur um 3,4 Prozent auf 505,7 Millionen Euro zurück. Allerdings machte sich die Krise auch erst im März so richtig bemerkbar.
Erich Sixt, 75, erinnerte daran, dass seine Beschäftigten es auch 2009 herausgerissen hätten. "Ich bin beeindruckt, mit welchem Einsatz unsere Mitarbeiter gegen die Krise kämpfen", sagte er, der seit 1969 im Geschäft ist - bisher ohne Jahresverlust. "Ich bin optimistisch, dass wir es auch in diesem Jahr schaffen werden." Das zweite Vierteljahr werde jedoch "wahrscheinlich das schlechteste Quartal in der Geschichte des Unternehmens". Wegen der weltweiten Ausgangs- und Reisebeschränkungen mit "verheerenden Folgen für das Geschäft" geht Sixt von einem sehr "starken Einbruch" bei Umsatz und Gewinn aus. Für das dritte Quartal ist er angesichts erster Grenzöffnungen optimistisch.
Der Konzern hat sein Sparprogramm bei Personal- und Sachkosten um 50 Prozent auf 150 Millionen Euro erhöht. Dazu soll die Zahl der Fahrzeuge reduziert und wohl im Juli wieder hochgefahren werden. Sixt hofft auch, dann Mitarbeiter aus der Kurzarbeit holen zu können, falls die Nachfrage wieder steigt. Arbeitsplätze sollen nicht gestrichen werden, dies sei nach jetzigem Ermessen nicht notwendig. Letztlich geht Sixt auch davon aus, dass die Vermietpreise steigen werden, "ich halte einen Preiskampf für unwahrscheinlich".
Sixt hofft, gestärkt aus der Krise zu kommen, zumal die Lage nicht so dramatisch sei wie bei den Konkurrenten Hertz, Avis und Europcar, die im Quartal dreistellige Millionenverluste gemacht hatten.