Simplesurance:An der Gewinnschwelle

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Nach Informationen der EZB haben die Betrugsfälle bei elektronischen Zahlungen in den vergangenen Jahren extrem zugenommen. Trotzdem wird eine Authentifizierung des Kunden erst für Einkäufe ab 500 Euro notwendig. (Foto: Arno Burgi/dpa)

Das Berliner Start-up vermittelt Versicherungen für Online-Shops. Das Geschäft lohnt sich, das Unternehmen expandiert kräftig - an Mitteln mangelt es dabei nicht.

Von Herbert Fromme und Anna Gentrup, Köln

Wer bei Saturn oder Media-Markt ein Elektrogerät kauft, dem bietet der Verkäufer eine zusätzliche Versicherung an, die nach Ablauf der Garantie gegen Beschädigung oder Fehlfunktionen schützen soll. Versicherer ist die Allianz. Versandhändler Amazon macht dasselbe, die Munich-Re-Tochter Ergo versichert das Risiko. Das Geschäft ist hoch lukrativ: Bis zu 50 Prozent der vom Kunden zu zahlenden Prämie bleibt in den Kassen der Einzelhändler.

Verbraucherschützer sind denn auch alarmiert, wenn von solchen Policen die Rede ist. Sie sind zu teuer, decken oft nur den Zeitwert ab, schließen bestimmte Risiken aus und werden unüberlegt gekauft, so ihre Kritik. Dennoch - der Markt mit Garantieversicherungen boomt. Wie der Online-Versandhandel. Nicht nur Amazon, auch viele kleinere Händler verkaufen Fahrräder, Handys oder Elektrogeräte per Web.

Das Versicherungs-Start-up Simplesurance, das in Deutschland unter der Marke Schutzklick arbeitet, bringt diese beiden Trends zusammen. Robin von Hein, Joachim von Bonin und Manuel Kester haben das Unternehmen 2012 gegründet - mit Erfolg. Mehr als 1000 Online-Shops verkaufen inzwischen Versicherungen, die Simplesurance bereitstellt. Jetzt expandiert das Berliner Unternehmen in großem Stil: Zusammen mit dem US-Versicherer Assurant ist es in den USA und Kanada aktiv. In diesen Wochen weitete das Unternehmen sein Geschäft auf 27 Länder aus. Rechtlich gesehen agiert Simplesurance als Versicherungsvertreter für mehrere Anbieter, ein sogenannter Mehrfachagent. Unter anderem arbeitet die Firma für Ergo Direkt, R+V, Arag und Mannheimer. Die Grundlage des Erfolgs ist ein ausgeklügeltes IT-System, das die Integration des Versicherungsangebots in einen Online-Shop sehr einfach macht. Wer als Händler ein gängiges Shopsystem im Internet verwendet, kann in fünf Minuten eine Versicherungslösung von Simplesurance integriert haben, im Höchstfall dauert die Installation einen Tag. Mit jedem Abschluss zahlt Simplesurance eine Provision an den Händler. Über die Höhe spricht das Start-up nicht, aber sie dürfte kaum weniger als 30 Prozent der Prämie betragen. Simplesurance könnte 15 Prozent bis 25 Prozent kassieren. Bleibt rund die Hälfte der vom Kunden gezahlten Summe für Schäden, Verwaltungskosten des Versicherers und dessen Gewinn.

Dennoch läuft das Geschäft. "Wir schauen, dass die Prämie unter zehn Prozent des Neuwertes des gekauften Produkts ausmacht", sagt von Hein.

Simplesurance hat 75 Mitarbeiter. An Mitteln mangelt es dem Start-up nicht. Simplesurance hat bereits 13 Millionen Euro von Investoren eingesammelt. Geldgeber sind der Route 66 Fonds, der KfW Venture Fonds, die Start-up-Förderer Rheingau Founders sowie zwei Familienunternehmen. Der US-Versicherer Assurant ist inzwischen Anteilseigner. Umsatzzahlen gibt es noch nicht: Die vermittelten Prämieneinnahmen sollen in diesem Jahr aber rund zehn Millionen erreichen. Bereits im zweiten Quartal 2016 wollen die Berliner in Deutschland profitabel sein.

"Die Hälfte der Versicherer wird es in zehn Jahren nicht mehr geben."

Das Unternehmen hat gut zu tun und sucht weitere 30 Mitarbeiter. "Wir stehen vor einer Reihe von Baustellen, aber manches liegt nicht an uns", sagte von Hein. Verbessern müsse sich auch die Zusammenarbeit mit den Versicherern. Von Heins Erfahrungen: Deutsche Versicherer seien zu langsam und im internationalen Vergleich ein Stück hinterher. "Sie werden sich deutlich stärker mit der Digitalisierung beschäftigen müssen." Mangelndes Selbstbewusstsein kann man ihm nicht vorwerfen. "Die Hälfte der Versicherer wird es in zehn Jahren nicht mehr geben", sagte von Hein. Simplesurance sei gegenüber den lange gewachsenen Versicherern deutlich im Vorteil. "Wir haben in drei Jahren etwas aufgebaut, was ein Konzern mit mehr Mitteln auch könnte, es aber aufgrund seiner Struktur nicht hochziehen kann."

© SZ vom 26.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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