Siemens:Jobverlagerung nach Tschechien

Weil die Löhne in Tschechien niedriger sind, will Siemens bis zu 280 Buchhaltungsjobs nach Prag verlegen. Die Arbeitnehmerseite ist empört.

Markus Balser

Sein Unternehmen müsse internationaler und bunter werden, hatte der österreichische Siemens-Chef Peter Löscher vor einigen Monaten öffentlich gefordert - und dafür auch im Konzern Lob bekommen. Nichts spreche gegen einen Vorstand aus Asien, hieß es im Sommer aus dem Gesamtbetriebsrat.

Verwaiste Arbeitsplätze in Deutschland: Siemens will einen Teil der Buchhaltung nach Prag verlegen. (Foto: Foto: dpa)

Doch der jüngste Vorstoß der Konzernspitze zur Internationalisierung bekommt im Unternehmen keinen Beifall mehr. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung will die Siemens-Spitze Teile der Buchhaltung aller Sektoren nach Prag verlagern. Betroffen seien 280 Stellen, heißt es aus Betriebsratskreisen. Darüber habe das Management den Wirtschaftsausschuss des Unternehmens bei seiner Sitzung am Montag informiert, ist aus dem Konzern zu hören.

Ein Siemens-Sprecher bestätigte entsprechende Verlagerungsüberlegungen am Dienstag. Diese seien Teil des angekündigten Sparprogramms in der Verwaltung.

Böse Überraschung für den etriebsrat

Zwar trägt die Arbeitnehmerseite den Abbau von 5000 Stellen in Deutschland mit, von Outsourcing sei aber keine Rede gewesen, heißt es im Aufsichtsrat. Die Konzernführung gehe mit ihren Plänen, die einem kleinen Betriebsratskreis schon im Oktober präsentiert worden sei, klar auf Konfrontationskurs zum Arbeitnehmerlager.

Seit der Konzern Betriebsräte mit dieser "Überraschung konfrontiert" habe, gebe es erhebliche Verstimmungen, zwischen Management und Gewerkschaftern, heißt es weiter. Das Vertrauensverhältnis sei in Gefahr.

Auch IG-Metall-Chef Berthold Huber hat sich bereits in den Streit eingeschaltet und heftige Kritik am Konzern geäußert. Das Vorgehen sei "nicht akzeptabel", erklärte Huber in einem IG-Metall-Rundbrief an Siemens-Mitarbeiter. Die Grundstrategie der Neuorganisation von Siemens sei zwar klar. "Aber ich unterstütze damit nicht jede Ausprägung, zum Beispiel die Verlagerung von Arbeitsplätzen ins Ausland."

© SZ vom 26.11.2008/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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