Siemens-Aufsichtsratschef Cromme:140.000 Euro sind doch auch was

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Der arme Herr Cromme: Die Belegschaftsaktionäre von Siemens befürchten eine Nullrunde bei den Mitarbeitern - und fordern deshalb, die Vergütung der Aufsichtsräte zu halbieren.

Martin Hesse

Der Plan der Siemens-Spitze, die Festgehälter der Aufsichtsräte drastisch zu erhöhen, stößt bei einem Teil der Aktionäre auf Widerstand. Der Verein der Belegschaftsaktionäre beklagt, die Prämien, die normale Mitarbeiter angesichts des guten Konzernergebnisses erhielten, stünden "in keinem Verhältnis zur Dividende und dazu, wie die Leistung von Vorstand und Aufsichtsrat honoriert werden", wie der Vorsitzende des Vereins Ernst Koether sagte. Während die Bezüge des Vorstandes um ein Viertel und die des Aufsichtsrates sogar um 30 Prozent erhöht würden, müssten viele Beschäftigte unter dem Strich mit einer Nullrunde rechnen.

Der Aufsichtsratvorsitzende Cromme soll künftig eine Grundvergütung von 280.000 Euro erhalten. Die Belegschaftsaktionäre wollen ihm nur die Hälfte zu billigen. (Foto: ag.dpa)

Die Belegschaftsaktionäre haben deshalb einen Gegenantrag für die Hauptversammlung am 25. Januar gestellt, in dem sie fordern, die für den Aufsichtsrat vorgesehene Vergütung zu halbieren. Die Siemens-Spitze hatte im Dezember angekündigt, das Bezahlsystem für die Kontrolleure umzustellen. Erfolgsabhängige Boni sollen gestrichen, die feste Vergütung dafür kräftig erhöht werden.

So verdiente der Aufsichtsratsvorsitzende Gerhard Cromme im vergangenen Geschäftsjahr 200.000 Euro fix und weitere 287.000 Euro variabel sowie für seine Arbeit in Ausschüssen. Künftig soll er eine Grundvergütung von 280.000 Euro erhalten und noch einmal den gleichen Betrag für die Arbeit im Präsidium sowie verschiedenen Ausschüssen des Aufsichtsrates. Hinzu kommen Sitzungsgelder.

Die Belegschaftsaktionäre wollen Cromme nur 140.000 Euro Grundgehalt zu billigen, einfache Aufsichtsratsmitglieder sollen die Hälfte davon erhalten. Auch die Ausschussarbeit soll deutlich schlechter bezahlt werden als von Siemens vorgesehen. Die Umstellung von variabler auf fixe Vergütung wird allerdings vom Verein grundsätzlich unterstützt. Andere Aktionärsvertreter, etwa die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, hatten die Umstellung ebenfalls begrüßt. Auch andere Konzerne wie die Allianz haben ihre Vergütungspraxis für Aufsichtsräte auf feste Bezüge umgestellt, allerdings auf eine drastische Erhöhung wie bei Siemens verzichtet.

Die Belegschaftsaktionäre wiederholten auch ihre Forderung, Mitarbeiter und Aktionäre von Siemens gleichrangig zu behandeln und einen entsprechenden Passus in die Satzung aufzunehmen. Der Konzern hatte zwar für das abgelaufene Geschäftsjahr 310 Millionen Euro an Prämien für Mitarbeiter ausgezahlt. Die Dividende wurde jedoch auf ein Vielfaches davon angehoben.

© SZ vom 11.01.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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