Serie "Einrichten" (13):Wohnen ohne Barriere

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Tipps, wie man bis ins hohe Alter selbstständig bleiben und so lange wie möglich in der eigenen Wohnung leben kann.

Rüdiger Jordan, 34, gestaltet Innenräume. Er gibt Tipps und Anregungen zur funktionalen und ästhetischen Entfaltung von Wohnungen.

Duschen ohne Angst: Das stufenlose Becken erleichtert den Einstieg, der Sitz als Ruhepool, wenn die Kraft zum Stehen nicht ausreicht. (Foto: Foto: Keuco)

Immer mehr Menschen möchten bis ins hohe Alter selbstständig bleiben und so lange wie möglich in der eigenen Wohnung leben. Dabei stolpern oft schon gesunde, junge Menschen über Schwellen und Treppen - man stelle sich etwa eine Mutter mit Wochenendeinkauf und Kind auf dem Arm vor.

Barrierefrei gebaute Häuser und Wohnungen erhöhen den Komfort und vereinfachen die Nutzung für alle Bewohner, erst recht aber für alte oder behinderte Menschen. Wer daher eine Wohnung sucht, in der er alt werden will, sollte sorgfältig prüfen, ob sie auch den höheren Anforderungen standhält.

Die für den Bau gültigen Normen unterscheiden zwischen "rollstuhlgerecht" und "barrierefrei". Dabei hat sich der Begriff "barrierefrei" zu einem derart breiigen Etikett entwickelt, dass man stets prüfen sollte, ob die Eigenschaften der so angepriesenen Wohnung wirklich den eigenen Bedürfnissen entsprechen.

Der Zugang zum Haus ist idealerweise schwellenfrei und ohne Stufen zu erreichen. Sind trotzdem Treppen da, sollten sie ein seitliches Geländer haben. Rampen vor und im Haus dürfen nicht zu steil sein und kein Quergefälle haben.

Die Haustür sollte sich mit geringem Kraftaufwand oder wahlweise mit Hilfe eines Motors öffnen lassen. Der Eingangsbereich sollte nicht nur über eine ausreichend große Bewegungsfläche verfügen, sondern auch Platz zum Abstellen eines Gehwagens haben.

Nur geräumige Aufzüge mit breiten Türen sind bequem. In vielen Altbauten lässt sich aber nachträglich nur ein kleiner Aufzug einbauen. Schade, aber immerhin deutlich besser als ein Leben ohne Aufzug!

Ist kein Aufzug vorhanden, sollte man darauf achten, dass die Treppe nicht zu steil ist und außerdem mit gut greifbaren, nicht unterbrochenen Handläufen auf beiden Seiten und Zwischenpodesten zum Ausruhen ausgestattet ist. Besonders Wendeltreppen werden für gehbehinderte Menschen, womöglich noch mit Einkaufskorb in der Hand, zu schwer überwindbaren Hindernissen.

Moderne Wohnungs- und Hauseingangstüren haben im Türblatt eingearbeitete bewegliche Bodendichtungen, die beim Schließen ein paar Millimeter nach unten fallen und die Tür schall- und rauchdicht verschließen. Diese Konstruktion macht die Schwelle überflüssig.

Teppiche können zu Stolperfallen werden und sollten entweder befestigt oder entfernt werden.

Stürzt jemand, zum Beispiel in einem kleinen Bad, ist es wichtig, dass die Tür sich nach außen hin öffnen lässt. Sonst blockiert der Gestürzte womöglich seine Helfer.

Ausreichend Bewegungsfläche braucht man in allen Räumen, besonders im Bad. Große, bodeneben eingebaute Duschen erfreuen sich auch bei jungen, nichtbehinderten Menschen zunehmender Beliebtheit. Nahezu jeder Sanitärhersteller liefert inzwischen dafür geeignete Duschwannen. Mit normalen Fliesen und speziellen Formteilen können bodenebene Duschen auch optisch nahtlos in den restlichen Fliesenboden integriert werden. Bei Bedarf ergänzen Haltestangen oder ein ausklappbarer, an der Wand montierter Sitz das Ambiente.

An Waschtischen ohne Unterbau lässt sich die tägliche Körperpflege auch im Sitzen erledigen. Der Spiegel über dem Waschtisch sollte dann geneigt sein oder aber weit genug nach unten reichen.

In der Küche liegen Spüle, Herd und Arbeitsplatte nahe beisammen. Eine hoch eingebaute Spülmaschine kann ohne lästiges Bücken ein- und ausgeräumt werden. Das gilt auch für Kühlschrank und Backofen. Gut zugänglich sind Unterschränke mit hohen Sockeln. Spezielle Oberschränke fahren auf Knopfdruck die Fachböden mit dem Schrankinhalt nach unten, so dass man Töpfe und Pfannen unmittelbar über der Arbeitsfläche entnehmen kann. Andere Modelle lassen sich samt Korpus nach unten fahren.

Das Schlafzimmer bietet üblicherweise viel Platz für Stauraum, der leider selten vollständig in bequemer Griffhöhe geschaffen werden kann. Hier schaffen beispielsweise Kleiderlifte und auf- und abfahrende Kleiderstangen Abhilfe.

Für pflegebedürftige Menschen praktisch unverzichtbar ist ein Bett mit elektrisch verstellbarem Rücken- und Fußteil - nicht nur für ältere Menschen ein angenehmer Luxus. Dabei braucht man auf ein ansprechendes Design nicht zu verzichten. Das braucht niemand beim barrierefreien Wohnen!

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