Schuldenkrise:Moody's lässt Frankreich sein AAA

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Die Herabstufung Frankreichs hat enormen Wirbel verursacht - doch war sie wirklich nötig? Der Standard-&-Poor's-Konkurrent Moody's widerspricht und bleibt bei seiner Top-Wertung für Frankreich.

Die Gerüchte versetzten am Freitagnachmittag die Börsen in Unruhe, am Abend war es dann klar: Die Ratingagentur Standard & Poor's entzieht Frankreich die Topbewertung AAA.

Die Ratingagentur Moody's dagegen sieht Frankreich bei der Kreditwürdigkeit weiter in der Top-Kategorie, kündigte der Standard-&-Poor's-Konkurrent am Montag an. Moody's will die Einschätzung aber bis Ende März überprüfen.

Die dritte Ratingagentur, das von französischen Eignern dominierte Unternehmen Fitch, hatte bereits vor einer Woche mitgeteilt, dass Frankreich in diesem Jahr nicht herabgestuft werde. Lediglich eine dramatische Verschärfung der Euro-Krise könne an dieser Einschätzung etwas ändern, sagte eine Sprecherin.

Auch die Anleger an den Finanzmärkten sind überraschend zügig zur Tagesordnung übergegangen. Die Aktienbörsen machten ihre Anfangsverluste bis zum Mittag wett und der Euro erholte sich etwas von seinem Kursrutsch am Freitag. "Die Herabstufung Frankreichs war allgemein erwartet worden", sagte Andrew Wells vom Vermögensverwalter Fidelity. Schlimmer wäre es gewesen, wenn auch Deutschland seine Top-Note "AAA" verloren hätte. Der Finanzblog Blicklog weist außerdem darauf hin, dass die hohen Preise für Kreditausfallversicherungen französischer Anleihen schon seit Monaten auf eine Herabstuftung des Landes hingedeutet hätten.

Nach Einschätzung des Analysten Jacques Cailloux von der Royal Bank of Scotland ruft die Standard-&-Poor's-Entscheidung den Anlegern vor allem in Erinnerung, dass die europäische Schuldenkrise noch einige Zeit andauern wird. "Entscheidender ist, dass die Herabstufungen die Erwartungen zementieren, dass weder der EFSF noch der ESM ihr AAA-Rating halten können." Um dies zu erreichen, müssten die europäischen Staaten ihre finanziellen Zusagen für die Rettungsfonds deutlich ausweiten, oder eine geringere finanzielle Schlagkraft akzeptieren.

In zwei Wochen findet der nächste EU-Gipfel in Brüssel statt.

© Süddeutsche.de/Reuters/afp/bbr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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