Schlecker-Pleite:Letzte Hoffnung Genossenschaft

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Ein verzweifelter Versuch, den Schlecker-Angestellten doch noch eine Zukunft zu bieten: Die Gewerkschaft Verdi will mit Baden-Württemberg darüber verhandeln, Filialen der insolventen Drogeriekette als Genossenschaften zu erhalten. Neue Zahlen zeigen, wie schlecht die Chancen ehemaliger Mitarbeiter auf dem Arbeitsmarkt offenbar stehen.

Investoren wollten Schlecker nicht retten, jetzt will es die Gewerkschaft Verdi ein letztes Mal versuchen, mit einem unorthodoxen Modell für eine Drogeriekette: Verdi führt mit der grün-roten Regierung von Baden-Württemberg Gespräche darüber, ob manche Geschäfte mit Hilfe eines Genossenschaftsmodells weiter betrieben werden können, sagte Landesbezirksleiterin Leni Breymaier der Stuttgarter Zeitung.

Dabei soll es um Top-Filialen gehen, die im vergangenen Jahr einen Umsatz von 500.000 Euro erwirtschaftet haben. Wie Breymaier sagte, handelt es sich in Baden-Württemberg um etwa 240 Läden. Auch die Dorfläden sind im Gespräch. Bei einem Erfolg im Südwesten könnte das Modell auf ganz Deutschland ausgedehnt werden.

Wer genau Genosse werden soll, ließ Breymaier offen. Als mögliche Teilhaber nannte sie aber die Kommunen, die Läden verloren hätten: "Ich erwarte von der Landesregierung, dass sie hier hilft, dass sie gegebenenfalls bürgt, damit auch Lieferanten gefunden werden." Mit der Landesregierung sei verabredet, über das Für und Wider eines Weiterbetriebs zu sprechen. Baden-Württemberg habe eine besondere Verantwortung, da es am meisten betroffen sei, sagte sie.

Landesbezirksleiterin Breymaier bekräftigte, sie hätte sich "sehr gewünscht", dass die baden-württembergische Landesregierung "im Alleingang" für die 70 Millionen Euro gebürgt hätte, die zur Einrichtung einer Transfergesellschaft für die Schlecker-Mitarbeiter nötig gewesen wären. Im März waren die vom baden-württembergischen Finanzminister Nils Schmid (SPD) initiierten Verhandlungen über eine Transfergesellschaft am Veto der Bundesländer mit FDP-Beteiligung gescheitert.

Auf dem Arbeitsmarkt haben es ehemalige Schlecker-Mitarbeiter schwer. Deshalb könnte die Insolvenz der Drogeriekette den Staat auf Jahressicht einen weiteren dreistelligen Millionenbetrag kosten. Viele der 25.000 früheren Schlecker-Beschäftigten werden länger auf staatliche Hilfe angewiesen sein, weil die Chancen auf dem Arbeitsmarkt schlecht seien, berichtet die Frankfurter Rundschau unter Berufung auf eine Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linkspartei.

Im Mai gab es demnach 296.000 Arbeitssuchende mit dem Berufswunsch Verkäufer, die bei der Bundesagentur für Arbeit geführt wurden. Die Agentur habe zu diesem Zeitpunkt aber lediglich 27.000 entsprechende Stellen im Angebot gehabt, mehr als zwei Drittel davon in Teilzeit.

Immerhin: Die SB-Einzehlhandelskette Real zeigt unterdessen Interesse an der Übernahme von früheren Schlecker-Mitarbeitern. Real-Personalchef Andreas Schrödinger sagte den Zeitungen der WAZ-Gruppe: "Wer bei Schlecker gearbeitet hat, bringt in der Regel gute Voraussetzungen für einen Arbeitsplatz bei Real mit." Trotz der vielen Arbeitssuchenden fänden sich in einigen Bereichen nicht genug geeignete Fachkräfte. Vereinzelt habe es schon Anstellungen von ehemaligen Schlecker-Mitarbeitern gegeben.

© Süddeutsche.de/dapd/dpa/jab - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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