Schenken:Bunte Mischung

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Illustration: Stefan Dimitrov (Foto: N/A)

Nachhaltig zu schenken ist heute leichter ist denn je - das Angebot ist groß und vielfältig. Ein paar Tipps zum sinnvollen Einkaufen.

Von Lea Hampel, München

Nach dem Weihnachtsgeschäft 2018 gab es eine Umfrage, die zeigte: Geschenke werden, dank Internet und längerer Öffnungszeiten, immer häufiger auf den letzten Drücker gekauft. Laut Expertin Yvonne Zwick, die sich beim Deutschen Nachhaltigkeitsrat mit Konsumthemen befasst, steht das dem nachhaltigen Schenken am stärksten im Weg. "Das ist schon deshalb schlecht, weil viele Menschen dann bei erstbester Gelegenheit zugreifen", sagt Zwick. Dann entscheidet oft der Preis. Ökologische und soziale Kriterien werden dann verdrängt - und auch die Frage: Wie viel ist eigentlich nötig? "Oft drückt das Geschenk aus, wie viel sich der Schenker leisten kann", sagt Zwick.

Sie rät, lange vor einem Geburtstag oder Weihnachten hinzuhören, was dem Beschenkten gefällt. Oder einfach zu fragen: Die Fahrkarte zur Freundin nach Berlin macht dem Enkel möglicherweise mehr Freude als der Gutschein für den Elektronikmarkt. Eine Überlegung kann sein, mit anderen ein großes Geschenk zu organisieren, das sich der Beschenkte wünscht - beispielsweise ein teures Kameraobjektiv statt vieler Kleinigkeiten.

Immerhin: Heute sind die Möglichkeiten, sich ungewöhnliche Geschenke auszudenken, vielfältig. Nachhaltig schenken kann nicht nur, wer stricken oder Marmelade kochen kann. Zum einen gibt es direkt ökologisch wirksame Geschenke - eine Biokiste, ein Insektenhotel oder eine "Investition in einen nachhaltigen Fonds oder Unternehmensanteile", wie Zwick vorschlägt. Zum anderen ist der Markt für ökologische oder fair produzierte Produkte inzwischen sehr vielfältig: Auf zahlreichen Websites kann man eingeben, welche Kriterien der Nachhaltigkeit einem wichtig sind. Gleichzeitig sind viele Waren heute recht einfach gebraucht zu finden - und so kann man Sachen schenken, die sonst zu teuer wären oder eben nicht ursprünglich nachhaltig. Da kann selbst die unter Umweltgesichtspunkten teuflische Kapsel-Kaffeemaschine, gebraucht gekauft und ergänzt mit einer selbstbefüllbaren Mehrwegkapsel aus Metall, guten Gewissens verschenkt werden. Oder eben der Designerpulli. "Gerade im Bereich Vintage-Kleidung gibt es tolle Läden, manche mit einem Upcycling-Konzept, die überhaupt nicht muffig wirken", sagt Zwick.

Sie rät, darüber nachzudenken, gar keinen Gegenstand zu schenken. Sondern ein Erlebnis. Der Markt dafür wächst - vom Besuch im Klettergarten bis zum Kochkurs. "Das ist grundsätzlich gut, weil es heißt, dass man nicht noch mehr Gerümpel anhäuft, das möglicherweise gar nicht die Bedürfnisse des Beschenkten trifft." Und Zeit, ist sie überzeugt, ist das Geschenk von größerer Dauer, weil man sich an einen Theaterbesuch länger erinnert als an das Buch mit dem Stück darin. Für jemanden, der wenig Zeit hat, kann es auch eine Dienstleistung sein: das Fahrrad zu reparieren, beispielsweise.

Gerade, wenn man online bestellt, sollte man auch andere Faktoren der Nachhaltigkeit bedenken: etwa sicherstellen, dass man da ist, wenn das Produkt geliefert wird, und nicht zusätzlich CO₂ anfällt, weil der Fahrer mehrfach kommen muss. "Man kann zum Beispiel mal eine Kiste in den Flur stellen mit Snacks und Trinkgeldern, gerade in der Vorweihnachtszeit, um denen, die schwer schuften, Anerkennung zu zollen", schlägt Zwick vor. Doch egal, ob man offline oder online Geschenke erwirbt - man sollte auch versuchen, sich über die Rahmenbedingungen zu informieren. Sind die Produkte reparierbar? Auch bei nichtmateriellen Geschenken gibt es wichtige Fragen: Kommt das Essen im Restaurant, in das man den Beschenkten einlädt, aus der Region?

© SZ vom 12.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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