Schaeffler in Not:Ganz in Schwarz

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Trauer und Freude in Frankfurt: Die Gewerkschaft IG Metall unterstützt jetzt Schaeffler.

Markus Zydra und Uwe Ritzer

Vielleicht ist es ein purer Zufall, dass sich Maria-Elisabeth Schaeffler genau bei diesem Satz verhaspelt. "IG Metall und wir...", sagt die Chefin des angeschlagenen Automobilzulieferers, um dann ein wenig konfus abzubrechen, und nochmals zu beginnen. Es war in der Tat auch eine besondere Situation. Gewerkschaft und Unternehmerin rotten sich zusammen, um Staatshilfen noch effektiver durchsetzen zu können. Der Preis für Schaeffler: mehr Arbeitnehmerrechte.

Nach SZ-Informationen will Schaeffler in der kommenden Woche mit der Bundesregierung erstmals konkret über Staatshilfen verhandeln. Ein entsprechendes Konzept des fränkischen Familienunternehmens, das als Grundlage dienen und die genauen Modalitäten wie Umfang und Laufzeiten beinhalten soll, ist offenkundig weitgehend fertiggestellt.

Sanierungsplan "in Kürze"

Momentan würden noch letzte Details mit den Banken und den Beratern des Unternehmens abgestimmt, hieß es in Schaeffler-Kreisen. In die Gespräche in Berlin sollen sowohl das Wirtschafts-, als auch das Finanzministerium, sowie die Bundesländer Bayern und Niedersachsen eingebunden sein. Schaeffler bestätigte am Montag, dass der Sanierungsplan "in Kürze" vorgelegt würde.

Jahrzehntelang hat sich Schaeffler geweigert, die Arbeitnehmerrechte einzuführen. Doch jetzt muss es die Firma tun. Als Gegenleistung bekommt sie Hilfe im Kampf um Staatshilfen von der mächtigen IG Metall .

"Wir sind gegen eine Zerschlagung der Schaeffler-Conti-Gruppe", sagte Berthold Huber und verlas mit ernster, aber zufriedener Miene die gemeinsame Vereinbarung.

"Wir sind beide der festen Überzeugung, dass Bund und Länder sich bei Schaeffler engagieren sollen", sagte der IG-Metall-Chef. Rund zehn Minuten später sollte sich Frau Schaeffler bei derselben Aussage versprechen, es sind halt neue Zeiten.

Schaeffler bezifferte die Hilfen auf fünf bis sechs Milliarden Euro. Es ist ein seltsames Bild, wenn zwei Personen als Partner auftreten, die noch vor einem Jahr nichts dergleichen gemacht hätten. Die Firmenchefin saß mit ihrem Sohn Georg da. Sie war ganz in Schwarz gekleidet mit einem dicken roten Schal. Auch IG-Metall-Chef Huber erschien in dunklem Anzug, der fast den Charakter von Abendgarderobe trug.

Beide sitzen Seite an Seite in der IG-Metall-Zentrale Frankfurt und erläutern in der Pressekonferenz, dass Schaeffler künftig die Mitbestimmung einführt. Zudem sollen die Mitarbeiter am Unternehmen beteiligt werden. Die Unternehmerin will Firmenanteile an die Belegschaft abgeben.

"Damit die Angestellten am späteren Aufschwung Anteil haben", sagte Schaeffler. In jedem Fall wolle sie wesentlicher "Ankergesellschafter" bleiben. Außerdem sollen betriebsbedingte Kündigungen vermieden werden sowie die Tarifverträge auch in der Krise gelten.

Gute Nachrichten - aber keiner der Redner lächelte.

© SZ vom 24.02.2009/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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