SAP:Die Sache mit der Cloud

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Firmenchef Bill McDermott muss die SAP-Welt neu ordnen. (Foto: Uwe Anspach/dpa)

Der Softwarekonzern SAP will mitmischen bei der Datenbank im Internet, aber das schmälert den Gewinn. Früher haben die Kunden die lukrativeren Großsysteme gekauft, das brachte dann beim Servicegeschäft richtig Geld.

Von Max Hägler, Mannheim

Da wurde Hasso Plattner, der Übervater, dann grantig. Gerade hatte ein Redner auf dieser SAP-Hauptversammlung gefragt, ob die Gerüchte zuträfen, der deutsche Vorzeige-Softwarekonzern habe Ideen bei Oracle, IBM und Teradata geklaut? Und zwar für diese neue Datenbank, die den Kunden rund um die Welt ein Arbeiten in Echtzeit ermöglicht?

Unter seiner persönlichen Leitung sei diese Technik am HPI entwickelt worden, erklärte Plattner, der SAP-Mitgründer und Aufsichtsratsvorsitzende. Das ist der nimmermüde Plattner ja auch noch, auch mit 72 Jahren: Leiter des Hasso-Plattner-Instituts. Seine Doktoranden hätten nie Kontakte gehabt zu den Konkurrenten. Und überhaupt sei man quasi der erste gewesen mit dieser Echtzeit-Datenidee, hätte also gar nicht abkupfern können. Kurzum, der Vorwurf sei "lächerlich".

Die Begebenheit zeigt zweierlei: Das Selbstbewusstsein des größten europäischen Informatikkonzerns, der Betriebe aller Größe mit Geschäftssoftware ausstattet. Und die Bedeutung dieser neuen Datenbanktechnik dafür, die sie kryptisch Hana nennen. Darauf baut mittlerweile praktisch alles auf und trägt mit zum Erfolg des Unternehmens bei, welches das wertvollste der deutschen Börse ist (84 Milliarden Euro) und an dem auch die Aktionäre quasi kaum etwas auszusetzen haben bei der Aussprache in Mannheim.

Immer öfter kann alles live abgerufen werden, auch von den Endkunden, wie SAP-Vorstandschef Bill McDermott erklärte: "Die Konsumenten sind umfassender informiert, als wir es uns vor wenigen Jahren hätten vorstellen können." Es ist eine Welt, in der SAP möglichst viele der Geschäfte ordnen will. Den schweren Unfall im vergangenen Sommer, bei der er sein linkes Auge verlor, scheint der US-Amerikaner McDermott überstanden zu haben, nur die getönte Brille erinnert an seine Verletzung. Seine Aussagen indes sind ambitioniert: "Ganz offensichtlich sind wir auf dem Weg zu etwas ganz Großem!"

Begleitet ist der Wunsch nach einer weiteren Marktmacht - bereits jetzt durchlaufen drei von vier Geschäftstransaktionen in der Welt SAP-Systeme - allerdings weiter von Sparmaßnahmen. "Wir arbeiten an der Erhöhung unseres Betriebsergebnisses, indem wir die Abläufe in unserem Cloud- und Kerngeschäft effektiver gestalten", sagte McDermott. Denn diese Sache mit der Cloud macht SAP bei allem gegenwärtigen Erfolg auch zu schaffen: Das Bedürfnis der Kunden, immer öfter Software zu mieten, die im Internet läuft und oft auch noch standardisiert ist, erfordert weniger Service und bringt damit weniger Marge als die früheren SAP-Großsysteme, die zudem nur zu kaufen waren. Größere Umbauprogramme bei den knapp 77 000 Mitarbeitern seien allerdings gerade nicht geplant, hieß es.

© SZ vom 13.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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