RWE:Last abgeworfen

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Das Geschäft mit konventioneller Energie - im Bild das Kohlekraftwerk Niederaussem - ist schwierig. (Foto: Getty)

Der Essener Energiekonzern sucht nach dem Börsengang der Ökostrom-Tochter Innogy seine Zukunft als konventioneller Stromversorger. Dafür braucht er aber viel Geld.

Von Karl-Heinz Büschemann, Essen

Beim Energiekonzern RWE gibt es ernste Probleme: Der Ausstieg aus der Atomenergie und das drohende Ende des Kohlestroms bringen den Essener Energieversorger ins Schleudern. Und was wird am meisten diskutiert? Das Gehalt des Chefs. Lokale Medien sind voll mit Schlagzeilen darüber, dass Rolf Martin Schmitz pro Jahr 3,5 Millionen Euro verdienen wird. Der verteidigt das verglichen mit anderen Dax-Chefs niedrige Gehalt nur matt: "Das hat der Aufsichtsrat entschieden."

Als gebe es nichts Wichtigeres im Jahr eins der Neuordnung des Konzerns, der nach der Aufspaltung und dem Börsengang der Ökostromtochter Innogy nur noch das Geschäft mit Atom- und Kohlestrom macht, das als Energieversorgung von gestern gilt. In seinem ersten Geschäftsjahr hat der geschrumpfte Konzern 4,7 Prozent des Umsatzes verloren. Es gab einen Rekordverlust von 5,7 Milliarden Euro, weil hohe Lasten zu verkraften waren. RWE musste auf die konventionellen Kraftwerke, zu denen auch Atomanlagen zählen, hohe Abschreibungen machen, weil die Strompreise stetig verfallen. Zudem werden am 1. Juli 6,8 Milliarden Euro an den Kernenergiefonds überwiesen, mit dem der politisch bestimmte Atomausstieg finanziert werden soll. Das zehrt an den Kräften. Im vergangenen Jahr wäre ohne diese Sondereffekte aber rechnerisch ein Gewinn von 800 Millionen Euro übrig geblieben. Im nächsten Jahr sollen die Zahlen etwas besser werden. Schmitz beschreibt die Geschäfte mit konventionellem Strom als "extrem schwierig". Es gebe keinen Grund für "Entwarnung".

Aber er braucht Geld, um RWE mehr Bewegungsfreiheit zu geben. Als die erneuerbare Energie, die Stromnetze und der Stromhandel an Innogy übergingen und ein knappes Viertel der neuen Tochter 2016 an die Börse gebracht wurden, fielen für RWE mehr als zwei Milliarden Euro ab. Das habe "Spielräume für unternehmerisches Handeln" geöffnet. Es kursieren Gerüchte, wonach ein weiterer Verkauf von Innogy-Anteilen anstehe. Schmitz sagt dazu, der Aufsichtsrat habe den Verkauf bis zum Anteil von 51 Prozent erlaubt. Das ist kein Dementi. Ein paar Milliarden könnten RWE noch mehr Spielraum geben. Allerdings müsste Schmitz dann auf Teile der üppigen Innogy-Dividende verzichten.

Schmitz beschreibt seine Strategie selbstbewusst, obwohl 2022 die letzten Atommeiler vom Netz gehen werden und die Herstellung von Strom aus Braunkohle aus politischen Gründen heruntergefahren wird. Auch künftig werde es konventionelle Kraftwerke geben müssen, sagt er. Das RWE-Geschäftsmodell liege darin, die Versorgungssicherheit zu gewährleisten. Das aber erlaubt offenbar nur geringe finanzielle Freiheit. "Wir müssen sparen", sagt Schmitz. Er will den Konzern künftig nur mit einem Zwei-Mann-Vorstand führen. Auch das ist bescheiden für Dax-Verhältnisse.

© SZ vom 15.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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