Gescheiterte Fusion von EADS und BAE:"Wir sind natürlich enttäuscht"

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Bis zuletzt hatten EADS und BAE Systems mit der Politik um den Zusammenschluss gerungen. Ohne Erfolg: Die geplante Megafusion ist gescheitert. Vor allem die deutsche Regierung soll den Milliardendeal blockiert haben.

Die geplante Megafusion der Luftfahrt- und Rüstungskonzerne EADS und BAE Systems ist gescheitert. Die Pläne würden nicht weiterverfolgt, teilten die beiden Unternehmen mit. Es sei klar, dass die Interessen der beteiligten Regierungen nicht in Einklang gebracht werden könnten, hieß es.

Am frühen Mittwochabend läuft das Ultimatum britischen Börsenaufsicht aus, bis dahin hätten die beiden Konzerne Details zu dem geplanten Zusammenschluss vorlegen oder eine Fristverlängerung beantragen müssen. "Wir sind natürlich enttäuscht, keine Einigung mit unseren verschiedenen Regierungen erreicht zu haben", erklärte BAE-Chef Ian King.

Bis zuletzt hatten die Regierungen Frankreichs, Englands und Deutschlands mit den beteiligten Unternehmen verhandelt. Dabei ging es vor allem um die staatliche Beteiligung am künftigen Konzern.

Frankreich will sich von seinem 15 Prozent-Anteil an EADS nicht trennen. Daher will Deutschland ebenfalls 15 Prozent am fusionierten Unternehmen halten. Eine zu große Beteiligung der beiden anderen Länder würde aber wiederum die britische Regierung stören.

Vor allem Deutschland wollte bis zuletzt wohl nicht von seiner Position abrücken, auch wenn EADS sich um Neutralität mühte: "EADS weist niemandem die Schuld zu. Wir stellen lediglich fest, dass es leider nicht gelungen ist, die unterschiedlichen Interessen der jeweiligen Regierungen so in Einklang zu bringen, um den von den Unternehmen gewollten Zusammenschluss zwischen EADS und BAE vollziehen zu können", sagte ein Sprecher von EADS.

Auch der britische Rüstungskonzern sprach von Problemen mit der deutschen Regierung.

Die Bundesregierung hat unterdessen angekündigt, dass sie die Daimler-Anteile an EADS weiter übernehmen will. Der Stuttgarter Konzern hält direkt und indirekt rund 22,5 Prozent an EADS, möchte seinen direkten Anteil in Höhe von 15 Prozent jedoch halbieren und an den Bund beziehungsweise an die Förderbank KfW veräußern.

"Die Bundesregierung wird unter anderem auch die Verhandlungen zur Übernahme von Anteilen von Daimler durch die KfW fortsetzen", sagte Regierungssprecher Steffen Seibert als Reaktion auf die Absage der Fusion. Für die Regierung stehe im Vordergrund, dass sich EADS auf allen Geschäftsfeldern weiter positiv entwickle. Auch Daimler hält an den Verkaufsplänen fest: "Wir streben weiter an, unseren Anteil an EADS in diesem Jahr weiter zu reduzieren", sagte ein Daimler-Sprecher.

EADS-Chef Tom Enders hatte sich bis zuletzt um eine Einigung zwischen den Regierungen bemüht. Er hätte am liebsten ganz auf eine Staatsbeteiligung am neuen Unternehmen verzichtet. "Es ist natürlich schade, dass wir keinen Erfolg hatten, aber ich bin froh, dass wir es versucht haben", sagte er.

EADS verfügt in Deutschland über 29 Standorte mit fast 50.000 Beschäftigten. Im Falle eines Zusammenschlusses mit BAE Systems wäre ein Branchenprimus mit einem Umsatz von rund 72 Milliarden Euro und weltweit gut 220.000 Beschäftigten entstanden.

EADS-Investoren reagierten erfreut auf die Nachricht, die Anteilsscheine gewannen bis zu 5,2 Prozent auf 27,45 Euro. Die Aktien von BAE verloren dagegen bis zu 2,9 Prozent. "Der Markt ging davon aus, dass BAE den besseren Teil des Geschäfts abbekommen hätte", sagte ein Aktienhändler.

© Süddeutsche.de/Reuters/AFP/dpa/dapd/bero - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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