Robinhood:Ärger mit dem Sheriff

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Eine US-Behörde geht gegen die Trading-App Robinhood vor. Sie wirft dem Unternehmen fehlende Kontrollen und Gamifizierung beim Handel mit Wertpapieren vor.

Von Nils Wischmeyer, Köln

Die Saga von Robin Hood ist in zahllosen Aufführungen, Filmen und Büchern aus allen Winkeln beleuchtet worden. Die Kurzfassung: Ein durch und durch sympathischer Gesetzloser nimmt von den Reichen und verteilt es an die Armen. Gemeinsam mit seinen fröhlichen Gefährten muss er sich dabei im Wald vor dem Sheriff von Nottingham verstecken, der die Bande unbedingt fassen will.

Wie schon der Name zeigt, inspirierte diese Heldensaga offensichtlich auch die Gründer von Robinhood. Das Logo der bunt blinkenden Trading-App aus den USA ist eine kleine Feder - ähnlich der Feder an Robin Hoods Hut. Und auch sonst geben die beiden Gründer ganz die Retter der Armen, wollen mit ihrer App nach eigenem Bekunden den Aktienhandel für alle möglich machen und verzichten auf Gebühren. So wollen sie, heißt es in der Vision des Unternehmens, den Aktienhandel demokratisieren.

Doch jetzt bekommt Robinhood erstmal Ärger mit dem Sheriff, zwar nicht aus Nottingham, wohl aber aus Massachusetts. Die Wertpapieraufsicht des US-Bundesstaates wirft der Firma vor, unerfahrende Investoren zu immer mehr Trades zu verleiten, was nicht im besten Sinne der Anleger sein könne. Konkret kritisiert sie, dass Kontrollen zum Schutz von besonders unerfahrenen Anlegern und bei komplexen Produkten fehlen oder nicht ausreichend seien und die App zu "gamifiziert" sei. Push-Nachrichten und Empfehlungslisten würden unerfahre Investoren dazu verleiten, häufig mit der App zu interagieren und Aktien zu kaufen und zu verkaufen. Darüber hinaus sei die Plattform gerade in volatilen Phasen immer wieder ausgefallen, was Privatinvestoren kurzfristig vom Markt ausschloss. Sie konnten ihre Aktien etwa bei den starken Kursschwankungen im März womöglich nicht rechtzeitig verkaufen. Die Behörde hat deswegen rechtliche Schritte gegen das milliardenschwere Start-up eingeleitet, das jede Schuld von sich weist.

Ein Anleger handelte innerhalb von sechs Monaten mehr als 12 700 Mal mit Aktien

William Galvin, Chefaufseher im US-Bundesstaat, sagte, Robinhood habe die Pflicht, seine Kunden und deren Geld zu schützen: "Dies wie ein Spiel zu behandeln und junge und unerfahrene Kunden zu locken, um immer mehr Trades zu machen, ist nicht nur unethisch, sondern liegt auch weit hinter den Standards zurück, die wir in Massachusetts verlangen." Die Behörde führt beispielsweise einen unerfahrenen Investoren an, der in sechs Monaten mehr als 12 700 Mal mit Aktien gehandelt habe.

Robinhood war zuletzt stark gewachsen und konnte seine Nutzerzahl während der Pandemie auf 13 Millionen Kunden steigern. Der Hype rührt teilweise daher, dass die App von Investoren keine Gebühren nimmt, was den Handel günstig macht. Teilweise beruht der Erfolg aber auch auf dem Design der App. Die ist sehr einfach zu bedienen, allerdings auch sehr bunt und verspielt. Investoren, die durch die App scrollen, finden dort beispielsweise Listen von Aktien, die gerade besonders populär sind. Schlagen sie zu und kaufen ein Wertpapier, explodiert eine digitale Konfettikanone auf dem Bildschirm.

Das Unternehmen wies die Vorwürfe zurück und kündigte an, sich verteidigen zu wollen. Man habe die Prozesse und die App in den vergangenen Monaten kontinuierlich verbessert.

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