Rettung von Arcandor:Plötzliches Wohlwollen

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Kann Arcandor nun doch auf Hilfe vom Staat hoffen? Das Bundeswirtschaftministerium will einen Massekredit angeblich "wohlwollend prüfen".

Der insolvente Handels- und Touristikkonzern Arcandor kann doch noch auf staatliche Hilfe hoffen. Die Bundesregierung sei bereit, einen Antrag auf einen sogenannten Massekredit wohlwollend zu prüfen und, wenn möglich, auch zu gewähren, berichtete Der Spiegel unter Verweis auf das Bundeswirtschaftsministerium. Ein Antrag liege aber noch nicht vor.

Ja, nein oder doch? Sollte es einen Antrag auf Massekredit für Arcandor geben, will ihn das Bundeswirtschaftsministerium prüfen. (Foto: Foto: AP)

Bundeskanzlerin Angela Merkel setzt auf ein zügiges Insolvenzverfahren, damit die 43.000 betroffenen Beschäftigten bald Klarheit für ihre Zukunft haben.

"Die zuständigen Ministerien innerhalb der Bundesregierung werden ihre Hilfe - soweit das möglich ist - anbieten", sagte Merkel in ihrer wöchentlichen Video-Botschaft. Dabei gehe es auch um Stadterneuerungsprogramme und Hilfestellungen der Bundesagentur für Arbeit.

Zur Möglichkeit eines Massekredits sagte ein Sprecher des Bundeswirtschaftsministeriums der Deutschen Presse-Agentur: "Grundsätzlich besteht die Möglichkeit der Gewährung eines Massekredits, wenn die Prüfung eines entsprechenden Antrags positiv ausfällt."

Ein Massekredit ist ein kurzfristig zur Verfügung gestellter Kredit, der kurz vor oder nach der Insolvenz vergeben wird. In der Liste der Gläubiger steht der Kreditgeber in der Regel auf Platz eins, seine Forderungen werden vorrangig bedient. Die Metro erneuerte am Samstag ihr Übernahmeangebot für Arcandors Karstadt-Kaufhäuser.

"Wir haben weiterhin Interesse, 60 der 90 Karstadt-Filialen zu übernehmen", sagte ein Metro-Sprecher in Düsseldorf. Er bestritt, dass Metro im Fall einer Übernahme einen KfW-Kredit von 200 Millionen Euro in Anspruch nehmen wolle. "Bei unserer Planung haben Staatshilfen bisher keine Rolle gespielt und werden weiterhin keine Rolle spielen", sagte er.

Metro will seine Kaufhof-Filialen mit den Karstadt-Häusern zusammenlegen. Kaufhof-Chef Lovro Mandac sagte der Bild am Sonntag: "Alle Beteiligten sind sich einig, dass die Rettung der Karstadt- Warenhäuser eilbedürftig ist."

Gleichzeitig warnte er vor einem "Verkauf von einzelnen Häusern oder kleinen Paketen von Standorten". Kaufhof habe ein profitables Warenhaus-System, in das die 60 Karstadt-Häuser ohne Verzug integriert werden könnten.

Bei der Rettung von Arcandor stützen sich Insolvenzverwalter Klaus Hubert Görg und der Generalbevollmächtigte Horst Piepenburg nach einem Bericht von Euro am Sonntag auf das bereits Mitte April von Arcandor-Chef Karl-Gerhard Eick vorgestellte Sanierungsprogramm.

Eick habe das Konzept gemeinsam mit Piepenburg erarbeitet. Der Plan sah vor, dass sich der Konzern auf die profitablen Kernbereiche von Primondo und Karstadt konzentriert und den Wachstumskurs der Reisetochter Thomas Cook als Teil des Gesamtkonzerns fortsetzt.

Im Warenhausbereich wollte man sich auf das mittlere Preissegment konzentrieren und sich von Edeladressen wie KaDeWe (Berlin), Alsterhaus (Hamburg) und Oberpollinger (München) trennen. Außerdem sollten Standorte geschlossen und in der Versandhandelssparte Primondo (Quelle) Stellen abgebaut werden.

Ein gemeinsamer Einkauf von Versandhandel und Warenhäusern sollte zu Einsparungen von mehreren Hundert Millionen Euro pro Jahr führen. Parallel zu dem bestehenden Plan führe Görg Gespräche mit an Konzernteilen interessierten Unternehmen, schreibt Euro am Sonntag. Neben den Gesprächen mit Metro fänden auch Gespräche mit Otto sowie Rewe statt.

© dpa/mmk/pfau - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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