Absicherung:Erwerbsminderungsrenten sollen steigen

Lesezeit: 2 min

Bundesarbeitsminister Hubertus Heil hat gute Nachrichten für Rentner. (Foto: Fabian Sommer/dpa)

Arbeitsminister Heil will Menschen, die wegen Krankheit nicht mehr arbeiten können, die Rente erhöhen.

Von Roland Preuß, Berlin

Neben den etwa 21 Millionen Rentnerinnen und Rentnern können auch viele Bezieher von Erwerbsminderungsrente mit deutlich mehr Geld rechnen. Wer seit 2014 oder länger Erwerbsminderungsrente bekommt, soll einen Zuschlag von 7,5 Prozent auf seine Rente erhalten, wer zwischen 2014 und 2019 Erwerbsminderungsrentner geworden ist 4,5 Prozent. Dies sieht ein erster Gesetzentwurf von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) vor, der der Süddeutschen Zeitung vorliegt. Demnach sollen vom 1. Juli 2024 an etwa drei Millionen Menschen von dem Schritt profitieren, die Kosten beziffert das Ministerium auf etwa 2,6 Milliarden Euro jährlich.

Am Dienstag erst hatte das Arbeitsministerium erklärt, dass die Renten zum 1. Juli dieses Jahres steigen und zwar um 5,35 Prozent in Westdeutschland und um 6,12 Prozent in Ostdeutschland. Mit dem selben Gesetzentwurf will Heil nun auch Erwerbsminderungsrentner mit deutlich höheren Bezügen beglücken. Frühere Bundesregierungen hatten die Leitungen für Rentner mit Erwerbsminderung bereits 2014 und 2019 erhöht, allerdings betraf das nur Ruheständler, die die Leistung neu erhielten. Mit dem neuen Gesetz sollen auch die Menschen profitieren, welche ihre Rente schon länger beziehen, sogenannte Bestandsrentner. Parallel profitieren auch Bezieher von Hinterbliebenenrente. Heil setzt damit eine Vereinbarung aus dem Koalitionsvertrag um, allerdings ist dort nicht festgelegt, wie stark diese Renten stiegen sollen.

Eine Erwerbsminderungsrente bekommt, wer aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr arbeitsfähig ist, sie soll das bisherige Einkommen ersetzen. Auch Berufsanfänger sind auf diese Weise geschützt. Seit 2019 erhalten die Bezieher einer solchen vorgezogenen Rente Bezüge in einer Höhe, als hätten bis zur regulären Altersgrenze wie bisher Sozialbeiträge gezahlt. Eine Rente wegen teilweiser Erwerbsminderung ist für diejenigen gedacht, die noch einige Stunden täglich arbeiten können.

Die bereits vor Jahren eingeführten Verbesserungen für neue Bezieher von Erwerbsminderungsrente hätten dazu beigetragen, dass die durchschnittliche Monatsrente von rund 628 Euro für neue Rentner im Jahr 2014 auf rund 882 Euro im Jahr 2020 gestiegen sei, heißt es im Gesetzentwurf.

Fast 1,8 Millionen Menschen bekamen 2019 eine Erwerbsminderungsrente

Die Zahl der Menschen in Deutschland, die eine Erwerbsminderungsrente erhalten, ist in den vergangenen zehn Jahren deutlich gestiegen. Laut einer Aufstellung der Bundesregierung vom vergangenen Juni bezogen im Jahr 2010 etwa 1,55 Millionen Menschen diese Unterstützung, im Jahr 2019 waren es fast 1,8 Millionen, ein Zuwachs von gut 15 Prozent.

An der Spitze der Ursachen für Erwerbsminderung stehen psychische Leiden wie depressive Störung auch "psychische und Verhaltensstörungen durch Alkohol", chronische Lungenkrankheiten und Rückenschmerzen zählen zu den häufigsten Hintergründen. Eine solche Einschränkung der Arbeitskraft führt häufig zu einem wirtschaftlichen Absturz, Betroffene sind dann mitunter auf Grundsicherung angewiesen.

Laut Heils Gesetzentwurf lässt sich nun auch nachvollziehen, wie viel die Erhöhung der gängigen Renten zum 1. Juli dieses Jahres kosten dürfte: 18,8 Milliarden pro Jahr.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: