Reden wir über Geld:"Leichenwagen bringen mir Glück"

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Stuntwoman Daniela Stein (Foto: Regina Schmeken)

Daniela Stein ist eine von wenigen Stuntfrauen in Deutschland. Sie lässt sich von Lastwagen überfahren, stürzt sich aus Fenstern - und hat schon 40 Kindermädchen verschlissen.

Von Pia Ratzesberger und Jakob Schulz

Viele Schauspielerinnen und Schauspieler geben in ihren Filmen die waghalsigen Helden: Sie rasen mit Motorrädern und Autos durch die Gegend, schießen sich den Weg frei oder stürzen spektakulär durchs Bild. Allein: Meistens sind in solchen Filmszenen gar nicht die berühmten Akteure zu sehen, sondern Stuntleute.

Daniela Stein ist eine derjenigen, die übernehmen, wenn es den Schauspielern zu heikel wird. Seit fast 30 Jahren arbeitet die Wahl-Berlinerin im Stuntgeschäft. Wenn sie aus ihrem Arbeitsalltag berichtet, kann es dem Normal-Mutigen kalt den Rücken runter laufen: Sie lässt sich anzünden, von Lkws überfahren oder stürzt von Dächern und aus Fenstern. Die besten Jobs seien aber die mit Motorrädern und Autos, sagt Stein. "Leider dürfen wir die Autos oft nicht kaputt machen."

Besondere Wirkung auf sie haben Leichenwagen: "Einmal sah ich vor einem Stunt am Drehort einen Leichenwagen. Da schluckt man schon. Ich dachte mir, wenn dieser Stunt klappt, ist das Schicksal. Seitdem weiß ich, Leichenwagen bringen mir Glück."

Von Vorurteilen über Frauen und Autos hält sie nichts: "Wenn man als Frau Auto fahren kann, fährt man besser als Männer." Erst vor kurzem durfte sie bei einer Filmproduktion in Spanien mit einem neuen Porsche über eine enge Brücke springen - "das war einer der geilsten Jobs, den ich je hatte".

Doch das Leben von Stuntleuten bestehe nicht nur aus Action. Oft müsse sie stundenlang am Set auf ihren Einsatz warten, könne nur selten langfristig planen. Hinzu kommt: Während die Schauspieler ihre Szenen viele Male spielen können, muss bei ihr der Stunt oft schon beim ersten Mal sitzen. Überhaupt sei das Verhältnis zwischen Stuntleuten und Schauspielern nicht immer einfach, gerade mit mittelmäßigen deutschen Schauspielern, wie sie sagt: "Im Filmgeschäft gerät man immer wieder an Arschlöcher, die nicht glauben können, dass auch Frauen die Flugbahn eines Autos präzise berechnen können."

Neben der Sportlichkeit seien gute Kenntnisse in Mathematik und Physik das wichtigste am Job, erzählt sie. "Am besten sind Stuntleute auch noch Kfz-Mechaniker und Tischler". Dann können sie die Flugbahnen von Fahrzeugen nicht nur berechnen, sondern die dafür nötigen Rampen auch selbst bauen oder die Schutzkäfige selbst schweißen - so wie es Daniela Stein einmal getan hat.

Obwohl Stuntfrau ihr absoluter Traumjob ist, hat sie in der Vergangenheit überlegt, den Beruf aufzugeben. Sie trennte sich von ihrem Mann, als ihre Tochter drei Jahre alt war. "Das war eine richtig schlimme Zeit", sagt sie. Im Filmgeschäft sei die Kinderbetreuung wahnsinnig schwierig zu organisieren. Oft wisse sie am Abend vor dem Dreh nicht, ob sie um sechs Uhr früh oder um 14 Uhr mittags arbeiten müsse: "Ich habe bestimmt 40 Kindermädchen verschlissen."

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SZ PlusReden wir über Geld mit Daniela Stein
:"Natürlich fahre ich besser Auto als Männer"

Daniela Stein ist Stunt-Frau, seit 30 Jahren lässt sie sich überfahren und anzünden. Reich wird man damit trotzdem nicht, sagt sie und erzählt, weshalb ihre Kindermädchen alle kündigen.

Interview von Pia Ratzesberger und Jakob Schulz

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