Reaktion auf Wettbewerb:Wenn der Postbote am Sonntag kommt

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Die Post will künftig auch am Sonntag Sendungen austragen. Allerdings geht es dabei zunächst wohl nur um die Zustellung von Zeitungen und Zeitschriften.

Caspar Dohmen und Sibylle Haas

Die Deutsche Post will ihren Zustelldienst für ausgewählte Produkte und Kunden auf den Sonntag ausweiten, sagte Konzernchef Klaus Zumwinkel bei der Hauptversammlung des Konzerns in Köln.

Zunächst sei an Verlage gedacht, die ihre Zeitungen oder Magazine künftig Abonnenten über die Post auch am Sonntag zustellen könnten, erläuterte ein Sprecher am Rande der Veranstaltung.

Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung gilt der Spiegel als erster Kandidat. Bereits am Mittwoch könnte die Vertragsunterzeichnung verkündet werden. Sprecher der Post und des Spiegel-Verlags wollten dies nicht bestätigen.

Für Verlage interessant

Auch für andere Verlage ist das Thema interessant. So laufen beim Focus Tests für einen Sonntagsvertrieb. Bislang verfügen in Deutschland nur zwei Verlage über einen eigenen Sonntagsvertrieb, der Springer Verlag und die FAZ.

Die Post könnte als erster neutraler Anbieter in den Sonntagsvertrieb einsteigen. Wenn sie ihre Briefträger sonntags losschickt, dürfte sich dies nach Ansicht von Unternehmenskennern für sie aber nur auszahlen, wenn mehrere Verlage mitziehen.

Das Verhältnis der Post zu vielen Verlagen ist jedoch zwiespältig. Einerseits verdient der Bonner Konzern mit der Zustellung von Publikationen Geld, andererseits setzen einige Verleger der Post in ihrem Kerngeschäft zu. So gehört der alternative Briefzusteller Pin Group unter anderem den Verlagen Holtzbrinck, Springer und WAZ.

Bei der Post gilt die Sonntagszustellung als ein Baustein der Strategie, mit der das Unternehmen im deutschen Briefgeschäft bei einem Wegfall des Briefmonopols Ende des Jahres punkten will.

Umfassendster Anbieter

Die Post will sich als der umfassendste Anbieter von Postdienstleistungen von den Wettbewerbern wie der TNT oder Pin Group abheben.

Nachdem kürzlich noch über eine Einstellung der Zustellung am Samstag spekuliert worden war, schlägt die Post nun den entgegengesetzten Weg ein. Zudem soll auch die Zahl der Postannahmestellen, der so genannten Postpoints erweitert werden. Weitere Maßnahmen sind geplant.

Als Qualitätsführer sei der Post vor dem Wettbewerb nicht bange, sagte Zumwinkel, der erneut auf faire Bedingungen bei der Marktöffnung pochte. Diese dürfe nicht zu Lohndumping und zu einem Wettbewerb um die schlechtesten Arbeitsbedingungen führen.

Bei der Liberalisierung müsse es auf EU-Ebene einen zeitlichen Gleichklang geben. Mit seinen Forderungen ist Zumwinkel vor allem in der SPD auf offene Ohren gestoßen. So plädiert Vizekanzler Franz Müntefering (SPD) für einen Mindestlohn für Postzusteller.

Ausgewählte Produkte

Die Sonntagszustellung wird erst auf ausgewählte Produkte beschränkt bleiben. Dies liegt auch daran, dass die Post ihre Briefzusteller nicht beliebig am Sonntag einsetzen darf. Der freie Sonntag ist in Deutschland als Basis des sozialen Zusammenlebens geschützt.

Deshalb dürfen Arbeitnehmer an Sonn- und Feiertagen von null bis 24 Uhr nicht beschäftigt werden. Dies zumindest sieht das Arbeitszeitgesetz (Paragraf 9) vor. Allerdings gibt es viele Ausnahmen. Das gilt etwa bei Not- und Rettungsdiensten und bei der Feuerwehr.

Die Sonntagszustellung kann für aktuelle Produkte wie Zeitungen erfolgen. In Paragraf 10, Absatz 1, Nummer 8 des Arbeitszeitgesetzes heißt es dazu: ,,beim Rundfunk, bei der Tages- und Sportpresse, bei Nachrichtenagenturen sowie bei den der Tagesaktualität dienenden Tätigkeiten für andere Presseerzeugnisse einschließlich des Austragens... sowie beim Transport und Kommissionieren von Presseerzeugnissen, deren Erscheinungstag am Montag oder am Tag nach dem Feiertag liegt''.

Dividende wird erhöht

Für 2006 erhöht die Post trotz des sinkenden Gewinns die Ausschüttung um fünf auf 75 Cent je Aktie. ,,Ich gehe davon aus, dass das in dieser Richtung weitergehen wird'', sagte Zumwinkel.

Seit dem Börsengang im Jahr 2000 stieg die Dividende jährlich durchschnittlich um 19 Prozent. Trotzdem kritisieren Aktionäre die Gewinnentwicklung. ,,Das US-Geschäft bereitet uns schlaflose Nächte'', sagte DWS-Manager Klaus Kaldemorgen wegen der dortigen Verluste der Post.

Sie komme auch nur langsam bei der Steigerung ihrer Gewinne voran. Das Erreichen des langfristigen operativen Gewinnziels von rund 5,2 Milliarden Euro im Jahr 2009 erscheine ,,höchst zweifelhaft''. ,,Wenn die Post nicht liefert, muss man fürchten, dass sie geliefert ist'', rief er. Dann drohe ihr die Zerschlagung.

Langfristziel bestätigt

Zuletzt war wiederholt über einen Einstieg von Hedge-Fonds bei der Post spekuliert worden. Zumwinkel bekräftigte das Langfristziel und kündigte erneut an, in Nordamerika ab 2009 Geld verdienen zu wollen.

© SZ vom 09.05.07 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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