Raumfahrt:Kalifornische Lässigkeit

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Das junge deutsche Unternehmen Mynaric könnte von der Krise profitieren: Es baut Laserterminals für Internet-Satelliten. (Foto: oh)

Laser-Firma Mynaric baut den Vorstand um und heuert Ex-Manager von Space-X an.

Von Dieter Sürig, München

Als Bulent Altan im Jahre 2004 nach seinem Ingenieurstudium in Stanford erstmals bei dem kalifornischen Raketenhersteller Space-X anheuerte, da musste dessen Chef - ein gewisser Elon Musk - erst einmal bei Google-Gründer Larry Page vorstellig werden. Altans Frau arbeitete bei der Suchmaschine in Mountain View. Ein Grund, warum Altan im Silicon Valley bleiben wollte. "Ich habe mit Larry gesprochen, und sie werden Deiner Frau anbieten, in LA zu arbeiten", sagte Musk, der ihn unbedingt haben wollte. "Und wie lautet jetzt Deine Antwort?" Der Raketeningenieur, der auch an der TU München studiert hatte, ging nach Los Angeles und entwickelte zehn Jahre lang mit anderen Ingenieuren die Falcon-Rakete für Musk.

Von seiner Rückkehr nach München wird Altan solche Anekdoten nicht erzählen können, zumal seine Frau Google verlassen hat und Kinderbücher schreibt. Der 41-Jährige ist von dem Laserkommunikationsunternehmen Mynaric zum Vorstand für das Raumfahrtgeschäft berufen worden. Das Unternehmen aus Gilching bei München bietet Plattformen für lasergestützte Kommunikationsnetze, die von Boden, Luft und Erdorbit aus schnelle Verbindungen für Unternehmen und entlegene Gebiete auf der Erde bieten sollen.

Bulent bringt, neben seiner kalifornischen Lässigkeit, auch aus diesem Bereich Erfahrung mit: Nach einem Gastspiel als Digitalchef bei Airbus hatte er bis zum Herbst 2017 noch einmal 15 Monate bei Space-X gearbeitet, um eine Internet-Satellitenkonstellation zu entwickeln. Mynaric will nun von dessen Erfahrungen und Kontakten profitieren. "Raumfahrt ist eine der Kerntechnologien für alle Industrien und das tägliche Leben", sagt Altan, sie habe ein "sehr großes Wachstumspotenzial". Mynaric werde dazu eine Schlüsseltechnologie liefern. "Bulent kann mit seinem Netzwerk und Know-how hier Kompetenzen besetzen, die wir vorher in der Form so noch nicht an Bord hatten", so Mynaric.

Die Firma hat auch Ex-Bosch-Sensortec-Manager Hubertus von Janecek zum Vorstand Luftfahrtmarkt bestellt. Gründer Joachim Horwath und Markus Knapek verlassen den Vorstand und widmen sich anderen Aufgaben bei Mynaric. Einen Vorstandschef wird es nicht mehr geben, der bisherige, Wolfram Peschko, bleibt Finanzchef. Die Personalien haben nach Angaben eines Sprechers nichts mit dem Aktienkurs der Firma oder gar einem Streit zu tun. Die Gründer hatten 2017 etwa 35 Prozent der Aktien an die Börse gebracht. Vom Ausgabekurs (54 Euro) ist das Papier mit 38,85 Euro weit entfernt. "Der Wechsel im Management ist eine Reaktion auf den sich verändernden Markt, der im Luftfahrtbereich Serienprodukte und im Raumfahrtbereich enge Integration mit unseren Kunden verlangt", kommentiert Mynaric.

© SZ vom 14.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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