Raumfahrt:Impulse aus dem All

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Das Bremer Raumfahrtunternehmen OHB baut auch die neue Generation der Meteosat-Wettersatelliten. (Foto: Wolfram Schroll/Bloomberg)

Die Bremer Raumfahrtfirma OHB profitiert von der Konferenz der Esa - der Aktienkurs steigt.

Von Dieter Sürig, München

Wenn die Esa etwa alle drei Jahre zur Ministerratskonferenz ruft, um die Finanzen für die kommenden drei bis fünf Jahre festzuklopfen, dann ist das für die Unternehmen der Raumfahrtbranche so etwas wie ein Konjunkturbarometer. Je nachdem, wie viel das jeweilige Mitgliedsland an die Esa überweist, verteilt die Raumfahrtagentur dann entsprechend große Aufträge an Firmen des Landes.

Und da sich dies dann positiv auf die Bilanz auswirken kann, schlägt sich das auch auf den Aktienkurs nieder, wenn die Raumfahrtfirma denn an der Börse notiert ist. Auffallend ist jedenfalls, dass der Kurs des Papiers der Bremer Raumfahrtfirma OHB seit Ende Oktober fast 30 Prozent zugelegt hat. Am Freitag stieg er um 2,2 Prozent.

Der Satellitenbauer dürfte jedenfalls als einer der Profiteure der Esa-Ministerratskonferenz in dieser Woche hervorgehen, die mit einem Rekordbudget von 14,4 Milliarden Euro für die nächsten Jahre endete. Und wenn Deutschland das Nachbarland Frankreich als größter Esa-Zahler ablöst und 3,3 Milliarden Euro beitragen möchte, dann wirkt sich das auch positiv auf die deutschen Hersteller und Zuliefer der Branche aus. "Die Esa ist ihrer Vorreiterrolle gerecht geworden", sagte OHB-Vorstandschef Marco Fuchs am Freitag. "Europas Raumfahrt ist deutlich gestärkt worden, und die deutsche Delegation hat ein sehr, sehr gutes Ergebnis erreicht", sagte er. In der Raumfahrtbranche sei man fast schon ein wenig überrascht, wie gut die Konferenz ausgegangen sei. "Das ist gut für uns als Raumfahrtindustrie, dadurch ist eine große Planungssicherheit entstanden."

Welche Auswirkungen das Ergebnis auf OHB hat, wird sich Fuchs zufolge zum Teil erst in den nächsten Monaten entscheiden. Positiv überraschend seien die Zusagen Deutschlands über 520 Millionen Euro für das Copernicus-Programm. Bei der Erdbeobachtung und dem Klimaschutzprogramm habe Deutschland einen massiven Schwerpunkt gesetzt. OHB will sich nun an den Ausschreibungen für solche Sentinel-Satellitengruppen beteiligen. Fuchs erwartet, dass der Wettbewerb durch die Konferenzergebnisse angeheizt wird: "Der Wettbewerb wird nicht leichter, nur weil der Kuchen größer geworden ist."

Beim Asteroidenprogramm Hera hat OHB den Zuschlag, die Sonde zu bauen - Budget knapp 300 Millionen Euro. Das Gerät soll etwa 2023 starten und gemeinsam mit einer Nasa-Sonde untersuchen, inwiefern die Bahn eines Asteroiden verändert werden kann. OHB hat dafür eine Esa-Studie angefertigt. Positiv sei nicht zuletzt die Zusage, die Trägerrakete Ariane weiter zu entwickeln, sagte Fuchs. Damit sind auch etwa 80 Ingenieursstellen bei der OHB-Tochter MT Aerospace in Augsburg gesichert. "Der Standort ist durch die Beschlüsse gestärkt worden."

© SZ vom 30.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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