Raumfahrt:Ein Turbo für Space-X

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Die Zukunft von Space-X: Derzeit bastelt das Unternehmen an seinem Schwerlast-Raumschiff Starship, das eines Tages zum Mond und zum Mars fliegen soll. Im Bild ein Prototyp im Herbst 2019 an einem Test-Startplatz in Boca Chica/Texas. (Foto: Callaghan O'Hare/REUTERS)

Die kalifornische Raumfahrt­firma will ihre Erfolge in Geld ummünzen und damit das Raumschiff Starship weiter entwickeln.

Von Dieter Sürig, München

Das kalifornische Raumfahrtunternehmen Space-X hat gerade einen Lauf: Ende Mai hat die Firma von Elon Musk als erstes Privatunternehmen zwei Nasa-Astronauten zur Raumstation ISS befördert, die voraussichtlich am 2. August wieder mit der Crew-Dragon-Kapsel zurückkehren, Ende September soll dann in Florida der erste reguläre private ISS-Transport mit vier Astronauten abheben, weitere sollen folgen. Und beim Start eines südkoreanischen Militärsatelliten Anfang der Woche, ist es Space-X erstmals gelungen, nicht nur die erste Stufe ihrer Rakete Falcon 9 zu landen, sondern auch beide Hälften der Verkleidung der Nutzlast mit Netzen aus dem Atlantik zu bergen. Dies ist wichtig, um möglichst viele Raketenteile wieder verwenden zu können, dies spart dem Unternehmen Millionen Dollar.

Angesichts solcher Erfolge gibt es kaum einen günstigeren Zeitpunkt für Space-X, wieder einmal um Geldgeber zu werben. Börsen-Spekulationen gab es schon öfter, zuletzt hatte Space-X-Präsidentin Gwynne Shotwell im Februar bei einem Investorentreffen einen Gang des Internet-Satelliten-Netzwerks Starlink aufs Parkett ins Gespräch gebracht. "Im Moment sind wir ein Privatunternehmen, aber Starlink ist die richtige Art von Unternehmen, die wir an die Börse bringen können", so hatte die Agentur Bloomberg Shotwell zitiert.

Damals war Space-X mit etwa 33 Milliarden Dollar bewertet worden, nun bezieht sich Bloomberg auf Insider und meldet eine anstehende Finanzierungsrunde über eine Milliarde Dollar. Bei einem Anteilspreis von 270 Dollar werde ein Firmenwert von 44 Milliarden Dollar zu Grunde gelegt. Zum Vergleich: Der Airbus-Konzern wird derzeit mit etwa 58 Milliarden Dollar bewertet. Einem Report von Morgan Stanley zufolge habe Space-X bisher etwa 3,5 Milliarden Dollar eingesammelt und könnte gar bis zu 175 Milliarden Dollar wert sein. Zu den Investoren von Space-X gehören demnach Peter Thiel, Google, Fidelity, Baillie Gifford und Valor Equity Partners. Das Unternehmen zähle wohl zu den wertvollsten Firmen in den USA, die mit Wagniskapital finanziert werden.

Laut Nachrichtensender CNBC, dem Dokumente zu der neuen Finanzierungsrunde vorliegen, will Space-X mit dem Geld sein Internet-Satellitensystem Starlink weiter ausbauen und in Betrieb nehmen sowie seine neue Schwerlastrakete Starship weiter entwickeln. Für Starlink hat Space-X bereits rund 550 Satelliten in die Erdumlaufbahn geschossen, Tausende sind geplant, um einen globalen Breitbanddienst anbieten zu können. Space-X ist gerade dabei, erste Betakunden zu werben. Und mit dem Starship will Musk letztlich Flüge zu Mond und Mars verwirklichen.

Der Münchner Unternehmensberater Rainer Horn von Spacetec Partners verweist auf die Rivalität zwischen Elon Musk und Amazon-Gründer Jeff Bezos, der seinerseits mit seiner Firma Blue Origin Mondpläne verfolgt und für die Nasa mit drei anderen US-Firmen eine Mondfähre entwickelt, aber auch ein Breitbandsatellitennetz aufbauen will. "Elon Musk hat sich da bereits einen Vertrauensvorsprung verschafft, dass er Menschen erfolgreich ins All bringen kann", sagt Horn. "Diesen Turbo wird er jetzt zünden wollen", sprich: in klingende Münze verwandeln. Zumal er nicht das Geld habe, die Starlink-Konstellation komplett selbst zu finanzieren. "Das sind Milliardeninvestitionen, die nicht quer subventioniert werden." Andererseits müsse er an seiner Riesenrakete Starship arbeiten, "da erwartet er sich auch Zuschüsse aus dem Nasa-Budget".

Ein Wettrennen hat Musk aber schon gewonnen: Auch der Luft- und Raumfahrtkonzern Boeing hat eine Kapsel gebaut, um Astronauten zur ISS zu bringen. Ein Testflug war im Dezember gescheitert, ein weiterer ist bis Jahresende geplant - allerdings noch ohne Besatzung. Und unbemannte Frachttransporte fliegt Space-X bereits seit acht Jahren für die Nasa zur ISS - bisher insgesamt rund 20.

© SZ vom 25.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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