Quote soll über 90 Prozent liegen:Erfolg für Griechenland beim Schuldenschnitt

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Die Zahl steigt und steigt: Berichten zufolge sollen mehr als 90 Prozent der privaten Gläubiger auf ihre Forderungen an Griechenland verzichtet haben. Das hoch verschuldete Griechenland hofft, nun 105 Milliarden Euro erlassen zu bekommen - oder gar mehr. Die Regierung spricht von einem historischen Moment.

Es ist offiziell eine freiwillige Veranstaltung. Griechenland hat seine privaten Gläubiger gebeten, dem Land Schulden zu erlassen. Am Donnerstagabend endete die Frist dafür. Offenbar haben sich viele Banken, Versicherungen und Fonds beteiligt: Die Quote liege bei 95 Prozent, sagte ein Vertreter der griechischen Regierung der Nachrichtenagentur Reuters. Auch die Financial Times zitiert Kreise, dass die Beiteiligung in dieser Größenordnung liegen könnte.

Wenn das stimmt, nimmt Griechenland eine enorme Hürde im Kampf gegen die Schulden. 200 Milliarden sind in den Händen von privaten Gläubigern, sie sollen halbiert werden. Die Gläubiger bekommen im Tausch neue Anleihen. Haben sich tatsächlich mehr als 90 Prozent an diesem Deal beteiligt, können die restlichen Gläubiger per Gesetz zum Verzicht gezwungen werden. Dies geschieht aufgrund von Klauseln in den Papieren dann völlig automatisch. Unter 90 Prozent kann die griechische Regierung zwar auch Zwang anwenden - Experten fürchten jedoch, dass dies von den Finanzmärkten als fatales Signal interpretiert würde.

Zuvor hatte die Regierung bereits bestätigt, dass sich eine hohe Beteiligung abzeichne. "Wir werden am Freitag ankündigen, dass Griechenland und die nächsten Generationen 105 Milliarden Euro Schuldenlast loswerden", erklärte Finanzminister Evangelos Venizelos vor dem Parlament. Es sei ein "historischer Moment" für Griechenland. Die Regierung hofft, dass das Land dadurch wirtschaftlich wieder auf die Beine kommt und später seine Euro-Hilfen zurückzahlen kann.

Griechenland drücken stetig wachsende Verbindlichkeiten von insgesamt 350 Milliarden Euro, viel zu viel für einen kleinen Staat. Ein weiteres Ansteigen würde die Volkswirtschaft nach Ansicht von Ökonomen in den Abgrund treiben. Die Euro-Regierungen versuchen daher seit Monaten, die privaten Gläubiger zu einem Schuldenverzicht zu bewegen, damit das Land neu starten kann. Ein zweites staatliches Hilfspaket sieht unter anderem mehr als 30 Milliarden Euro für die Gläubiger vor, die im Umtausch gegen ihre alten Anleihen neue mit niedrigeren Zinsen akzeptieren.

Bad Bank HRE trägt Schnitt mit

Auch der deutsche Steuerzahler macht mit beim Schuldenschnitt: Die sogenannte Bad Bank der verstaatlichten Immobilienbank HRE, die FMS Wertmanagement, beteiligt sich mit Anleihen und Krediten im Wert von 8,2 Milliarden Euro. Die FMS-Geschäftsleitung habe in Abstimmung mit dem Verwaltungsrat die Bereitschaft zur Teilnahme an dem Umtausch griechischer Staatsanleihen beschlossen, teilte die FMS am Donnerstagabend mit. Für die der FMS entstehenden Verluste muss der staatliche Bankenrettungsfonds Soffin geradestehen - in letzter Konsequenz also der Steuerzahler.

Die genaue Beteiligung der Gläubiger will die griechische Regierung erst am Freitagmorgen bekanntgeben. Am Mittag treffen sich dann die Finanzminister der Eurozone, um über das Ergebnis zu sprechen.

© Süddeutsche.de/reuters/dpa/bbr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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