Quelle steckt in der Krise. Ohne die Zusage von Staatshilfen hätte die Arcandor-Tochter vor dem Aus gestanden und - mit ihr der Katalog, den es seit 55 Jahren gibt. "Hat alles, was ich brauche" - damit wirbt Quelle auf der Rückseite des aktuellen Druckwerks, das 1348 Seiten dick und etwa zwei Kilo schwer ist. Beim Durchblättern ist damit aber nur ein Zehntel des Gesamtangebots des Versandhauses zu entdecken - der Rest findet sich im Internet, betont ein Quelle-Sprecher. Das Print-Produkt sei an der Familie und vor allem an der Frau orientert. Sebastian Hein, Arcandor-Experte des Bankhauses Lampe, sieht den Katalog hingegen vor allem an einer mittleren bis älteren Kundengruppe ausgerichtet. Speziell für diese Gruppe finden sich Produkte, die nicht mit der aktuellen Mode gehen - wie beispielsweise diese Kurzhaar-Perücke mit Toupier-Effekt.Screenshot: Quelle
Wenig modisch, aber sicherlich bequem ist diese Schlupfhose, die zur Kollektion für die bevorstehende Herbst- und Winter-Saison gehört. Ein ähnliches Modell findet sich im Katalog auch für Herren. Die damit angesprochene Altersgruppe sei dem Internet gegenüber noch nicht so aufgeschlossen, erklärt Experte Sebastian Hein. Die Kunden wollen den Katalog, obwohl er "extreme Kosten verursacht und, wie sich aktuell zeigt, Liquidität in hohem Maße bindet". Zahlen des Bundesverbands des Deutschen Versandhandels bestätigen dies für die gesamte Branche: 2008 bestellten 76 Prozent der 14- bis 29-Jährigen, aber nur 19 Prozent der Generation 60 plus über das Internet. Der Quelle-Sprecher versichert, der Katalog sei dennoch profitabel, er leiste "einen ausgezeichneten Deckungsbeitrag" und sei als "dauerhaftes und preiswertes Werbemittel" unverzichtbar. "Ein Image- und Umsatzträger."Screenshot: Quelle
Es findet sich durchaus auch Skurriles in dem 1348-Seiten-Werk. So die zusammenfaltbare Wohlfühlsauna, die mit einem Dampfgenerator betrieben wird. Wer es bequem will, solle einen Stuhl hineinstellen, so die Empfehlung im Katalog.Screenshot: Quelle
Das extrem breite Sortiment, das neben dem Hauptsegment Kleidung auch medizinische Geräte wie diesen Ultraschall-Inhalator umfasst, sei logistisch eine Herausforderung und verursache hohe Kosten, da die Produkte bereitgehalten werden müssen, gibt Arcandor-Fachmann Hein zu bedenken. Auf Preisänderungen am Markt, die durch die Macht der Internetanbieter zum Teil schnell eintreten, könne Quelle nach Druck des Katalogs nur schlecht reagieren.Screenshot: Quelle
Doch geliefert wird alles, auch Rollatoren. Ein Sprecher des Bundesverbands des Deutschen Versandhandels, betont im Gegensatz zu Bankexperte Hein, dass auch große Internetanbieter ihr Sortiment ausweiten würden. "Der Kunde möchte die Auswahl haben." Im Internet plant Quelle nach Angaben des Unternehmenssprechers sogar eine Sortimentsausweitung. Beim Katalog sei jedoch "die physische Grenze erreicht".Screenshot: Quelle
Er bietet dennoch eine Auswahl, die alle Lebensbereiche umfasst: Wem der Sex-Shop zu anrüchig ist, der findet im Traditionshaus Quelle auch das gewünschte Spielzeug. Auf vier Seiten werden Vibratoren ("Rundum sorglos") und Ähnliches angeboten. Direkt danach: "Traumküchen".Screenshot: Quelle
Im Sortiment sind auch Möbel. Doch auch hier sind nicht alle zeitgemäß. Neben vielen modernen Einrichtungen findet sich diese Eckbank, die vermutlich einige Sortimentswechsel unbeschadet überstanden hat. "Quelle steckt in einem Zielkonflikt: Einerseits dürfen sie alte Kunden nicht vergraulen, andererseits lässt sich mit solchen Angeboten nur schwierig ein neuer, jüngerer Kundenstamm generieren", sagt hierzu Sebastian Hein.Screenshot: Quelle
Passend zur traditionellen Inneneinrichtung findet der Kunde das entsprechende Lampensortiment. Nicht nur bei diesen Exemplaren, sondern generell gab es in den vergangenen Tagen jedoch eine Kaufzurückhaltung, die Quelle auf die politisch unsichere Lage zurückführte. Quelle-Geschäftsführer Konrad Hilbers appellierte an die Kunden, Quelle weiterhin treu zu bleiben.Screenshot: Quelle
Über Geschmack lässt sich streiten. Zumindest sorgt Quelle mit rund 70.000 Produkten im aktuellen Katalog dafür, dass für jeden Geschmack etwas dabei ist - auch für Freunde von trendigen Beerentönen mit üppigen Mustern.Screenshot: Quelle
Gut 73 Prozent der Internetbesteller informieren sich vor ihrem Einkauf noch in einem Katalog - und das über alle Altersgruppen hinweg. Darauf verweist ein Sprecher des Bundesverbands des Deutschen Versandhandels. Dies seien entsprechend auch junge Kunden, die eher Gefallen an der zurzeit "hippen" Linie EdHardy finden dürften. Ermittelt wurde diese Zahl für alle Versandhäuser anhand der Daten von 2008.Screenshot: Quelle
Dabei setzt Quelle darauf, dass die Kunden selbst bei so besonderen Entscheidungen wie der Wahl der Eheringe auf ihren Katalog statt auf einen Juwelier vertrauen. Ob Gold oder Platin, mit oder ohne Silber - alles findet sich im Herbst- und Winter-Sortiment.Screenshot: Quelle
Für weniger wichtige Entscheidungen wie die Wahl der Arbeitskleidung bietet der Katalog auf fünf Seiten Blaumänner. Darüber hinaus gibt es weiße Kittel für die Arztpraxis. Für solche Sonderinteressen druckt Quelle neben dem Hauptkatalog eine dünnere Ausgabe speziell für "Profibekleidung für Beruf & Hobby". "Alle ehemaligen reinen Katalogversender haben mittlerweile zielgruppenspezifische Kataloge", sagt der Versandhandelverbands-Sprecher. Damit ließe sich auch schneller auf Marktänderungen reagieren. Nach Quelle-Angaben gibt der Versandhändler allein in Deutschland jährlich 143 Spezialkataloge heraus.Screenshot: Quelle(sueddeutsche.de/dpa/jja/mel)