Provinzial-Versicherer:Umkämpfte Fusion

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Ein Zusammenschluss zweier Provinzial-Versicherer erhitzt Gemüter. In Branchenkreisen heißt es, die Eigner erwägten, einen Teil ihrer Aktien von den Sparkassen zurückzukaufen. Der Plan gefällt den Arbeitnehmern nicht.

Von Herbert Fromme, Hamburg

Unruhe bei den Mitarbeitern der Provinzial Nordwest (PNW): Am Dienstag protestierten mehrere Hundert Beschäftigte vor der Hauptverwaltung des Versicherers in Münster. In Hamburg und Kiel fanden ebenfalls Aktionen statt.

Die Beschäftigten befürchten, dass wegen der geplanten Fusion mit der Provinzial Rheinland Stellen gestrichen und Standorte geschlossen werden könnten. Die beiden Gesellschaften gehören den Sparkassen und den Gemeinden über ihre Zweckvereinigungen, die Landschaftsverbände.

Die Eigner versuchen seit Jahren, eine Fusion auszuhandeln. Bislang scheiterten alle Versuche. Doch in der aktuellen Runde sind die beiden Seiten sehr viel weiter - auch weil die Vorstände der Versicherer vehement für den Zusammenschluss sind.

Ein Problem: Im Vorfeld der Verhandlungen hatten beide Seiten erklärt, man wolle eine Fusion unter Gleichen. Die Eigner der Provinzial Rheinland verstehen darunter, dass sie 50 Prozent an der fusionierten Gruppe halten. Doch die Bewertungen durch Experten haben ergeben, dass die Relation eher 57 Prozent für Münster und 43 Prozent für Düsseldorf ist.

In Branchenkreisen heißt es, die Eigner suchten jetzt nach Möglichkeiten, die Bewertung anzugleichen. Ein Weg könnte sein, dass die PNW einen Teil ihrer Aktien von den Sparkassen zurückkauft. Es ist von einer Summe zwischen 150 Millionen Euro und 400 Millionen Euro die Rede.

Der Plan behagt den Beschäftigten und der Gewerkschaft Verdi nicht. "Ich kann nicht bestätigen, dass es dieses Vorhaben gibt", sagte Frank Fassin von Verdi. "Aber wenn das stimmen sollte, sähen wir das sehr kritisch." Schließlich handele es sich auch um Versichertengelder. Außerdem würde die Kapitalbasis der PNW dadurch geschwächt, und das ausgerechnet in einer Zeit schwerer Herausforderungen durch die Niedrigzinsen.

© SZ vom 12.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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