Preise:Sinkende Energiepreise drücken Inflation in Deutschland

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Die EZB strebt eine jährliche Inflationsrate von knapp unter 2,0 Prozent an. (Foto: Armin Weigel/Illustration)

Frankfurt/Main (dpa) - Die Teuerung in Deutschland ist auf dem Rückzug. Im Juli drückten sinkende Energiepreise die Inflation im zweiten Monat in Folge.

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Frankfurt/Main (dpa) - Die Teuerung in Deutschland ist auf dem Rückzug. Im Juli drückten sinkende Energiepreise die Inflation im zweiten Monat in Folge.

Nach vorläufigen Zahlen des Statistischen Bundesamtes lagen die Verbraucherpreise nur noch um 0,2 Prozent über dem Niveau des Vorjahresmonats.

Sind sinkende Preise gut oder schlecht?

Sowohl als auch. Die großen Gewinner sinkender oder kaum steigender Preise sind die Konsumenten. Denn sie können sich für ihr Geld mehr leisten, ihre Kaufkraft steigt. So können sinkende Preise die Konjunktur anschieben - zumal Unternehmen zugleich von niedrigeren Energiepreisen profitieren.

Was ist denn dann schlecht daran, wenn Preise fallen?

Das kann Verbraucher und Unternehmen dazu verleiten, Anschaffungen und Investitionen aufzuschieben - denn es könnte ja in absehbarer Zeit noch billiger werden. Mögliche Folgen: Die Wirtschaft friert ein, Firmen müssen Mitarbeiter entlassen. Die Gefahr ist dann, dass es zu einer Abwärtsspirale aus rückläufigen Preise quer durch alle Warengruppen und schrumpfender Wirtschaft kommt, einer Deflation.

Droht bei Inflationsraten knapp über der Nullmarke Deflation?

Die meisten Volkswirte sehen keine solche Gefahr. Denn der jüngste Rückgang der Verbraucherpreise sowohl in Deutschland als auch im Euroraum hat seine Ursache vor allem darin, dass Energie deutlich günstiger ist als ein Jahr zuvor. „In diesem Jahr ist die Inflationsrate ein Spielball des Rohölpreises“, erklärt Dekabank-Chefvolkswirt Ulrich Kater. Bei konstantem Ölpreis läge die Inflation in Deutschland etwa bei einem Prozent. Solange die Löhne weiter steigen, rechne er nicht mit Deflation, sagt Kater. „Das Auf und Ab des Ölpreises wird noch längere Zeit die Veränderung der Verbraucherpreise prägen“, prognostiziert KfW-Chefökonom Jörg Zeuner. Die 0,2 Prozent im Juli seien nicht alarmierend, der Wert sei überwiegend der Ölpreisschwäche geschuldet.

Sind sinkende Ölpreise nicht im Grunde gut für die Konjunktur?

Auf jeden Fall: Verbraucher können tendenziell günstiger tanken und heizen, sie haben deshalb mehr Geld für andere Dinge übrig. Viele Unternehmen können billiger produzieren, weil sie weniger für Energie und Rohstoffe ausgeben müssen. So wirkt ein sinkender Ölpreis wie ein kleines Konjunkturprogramm. Und wenn die Konjunktur anzieht, treibt das auch die Teuerungsraten in der Regel wieder nach oben.

Was tun Währungshüter gegen die Mini-Inflation?

Die Europäische Zentralbank (EZB) strebt mittelfristig eine jährliche Inflationsrate von knapp unter 2,0 Prozent an. Das garantiert aus Sicht der Notenbank stabile Preise, weil es weit genug entfernt ist von der Nullmarke - und damit von der Gefahr eines Abrutschens in die Deflation. Doch seit Monaten liegt die Teuerung im Euroraum weit unterhalb der Zwei-Prozent-Zielmarke. Daher pumpt die EZB seit März monatlich 60 Milliarden Euro in Staatsanleihen und andere Papiere. Bis September 2016 sollen 1,1 Billionen Euro fließen. Das frische Geld soll über Geschäftsbanken in Form von Krediten bei Unternehmen und Verbrauchern ankommen. Geht die Rechnung auf, beflügelt das Konsum und Investitionen - das treibt Konjunktur und Inflation an.

Welche Folgen hat die niedrige Inflation für Sparer?

Generell gilt, dass Inflation die Ersparnisse auffrisst. Diese Gefahr besteht aktuell nicht. Allerdings sind die Zinsen auch so niedrig wie nie: Die EZB hat den Leitzins im Euroraum mit aktuell 0,05 Prozent praktisch abgeschafft, um die Konjunktur anzuschieben und den Preisauftrieb zu stärken. In der Folge werfen Tagesgeld oder Sparkonto kaum noch Zinsen ab. Allerdings wären die Einbußen für Sparer noch größer, wenn die Inflation höher läge. Kreditnehmer profitieren andererseits von den extrem niedrigen Zinsen: Baugeld etwa ist so günstig wie seit Jahren nicht.

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