Preise im Online-Handel:Der Kunde verliert

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Was ist ein USB-Kabel wert - 1,75 Euro oder viermal so viel? Preise ändern sich im Netz binnen kurzer Zeit rasant. Für die Käufer ist das ein Ärgernis.

Kommentar von Felicitas Wilke

Clevere Algorithmen verschaffen den Händlern heute einen Vorsprung. Sie ermöglichen ihnen, unmittelbar auf das Verhalten von Verbrauchern und Konkurrenten einzugehen und die Preise anzupassen.

Also experimentieren Händler herum, um herausfinden, wie viel Kunden etwa für ein USB-Kabel auszugeben bereit sind. Eine kleine Gewinnspanne dürften sie auch beim Verkaufspreis von 1,75 Euro einkalkulieren. Doch kostet das Kabel plötzlich mal 6,79 Euro, ist der Gewinn maximiert - zumindest für ein paar Stunden.

Mühsamer Vergleich

Die Händler können somit auch in einem intensiv geführten Wettbewerb profitieren. Die Kunden hingegen brauchen Glück oder müssen über Wochen hinweg verschiedene Angebote vergleichen, um einen im wahrsten Sinne des Wortes günstigen Zeitpunkt zu erwischen. Immerhin: Sie lernen so auf manchmal schmerzhafte Weise, dass unüberlegte Spontankäufe nicht immer eine gute Idee sind.

Wer als Kunde vor allem billig einkaufen möchte, muss mit der Willkür der schwankenden Preise leben. Doch die Verbraucher haben bislang die Wahl: Sie können auch bei einem kleineren Fachhändler kaufen - online wie offline -, der über Beratung und Service versucht, sich von der Konkurrenz abzugrenzen. Er wird die Preise tendenziell stabil halten, weil er weiß, dass er beim Kampf um die billigsten Angebote ohnehin nicht mithalten kann.

Gewinnspiele auslassen

Gewöhnen müssen sich Verbraucher an den Gedanken, dass es immer schwieriger wird einzuschätzen, wie viel ein Produkt eigentlich wert ist. Denn künftig werden die Preise wohl nicht nur je nach Tageszeit, Angebot und Nachfrage schwanken, sondern auch abhängig davon, wer einkauft. Weil Anbieter immer mehr Daten sammeln, können sie abschätzen, ob ihr Kunde unbedingt diese eine Jeans haben will oder sich nur von einem günstigen Angebot überzeugen lassen wird. Dementsprechend steigt oder sinkt der Preis.

Spätestens an diesem Punkt sollten Kunden nicht mehr mitspielen. Die Entwicklung der persönlichen Preise wird zwar nicht aufzuhalten sein, aber Verbraucher können sie zumindest eindämmen, indem sie so achtsam mit den eigenen Daten umgehen wie möglich. Das heißt zum Beispiel: beim Online-Shopping verschiedene Geräte nutzen, wenn es möglich ist, bar zu bezahlen und auch mal ein Gewinnspiel auszulassen. Denn auch dabei gewinnt am Ende vor allem der Händler - nämlich Daten.

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ExklusivEinkaufen im Netz
:So rasant ändern Online-Händler die Preise

Moment, das war doch gerade noch billiger: Verbraucherschützer haben geprüft, wie stark Preise im Internet wirklich schwanken.

Von Janis Beenen und Felicitas Wilke

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