Die Postbank will die Kostenloskultur im Bankgeschäft beenden. Bis Jahresende soll entschieden sein, für welche Dienstleistungen Kunden künftig Gebühren zahlen müssen. "Möglich, dass wir auch noch ein kostenloses Konto haben werden, das dann aber nur ganz bestimmte Dienstleistungen einschließt", sagt Postbank-Chef Frank Strauß im Interview mit der Süddeutschen Zeitung. Angesichts der Negativzinsen sei das Erlöspotenzial der Banken gesunken.
Gut funktioniert hat das für die Bank bereits mit der Einführung der 99-Cent-Gebühr für Überweisungen auf Papier vor einem Jahr. "Die Kunden haben das akzeptiert, ein Teil schätzt die Dienstleistung und bezahlt das, die anderen aber nutzen einfach andere Überweisungsformen", sagt Strauß. "Die Anzahl der täglich eingereichten Papierbelege ist seit der Einführung um 30 Prozent zurückgegangen." Deutlich über eine halbe Million Postbank-Girokunden hätten sich etwa für eine Kontoführung per Online- und Telefonbanking entschieden. "Ein großer Teil der Bankenbranche hat inzwischen nachgezogen, in der Regel mit noch höheren Preisen", sagt Strauß.
Kredite mit Negativzinsen will die Bank nicht anbieten
Dass die Bank Kredite mit negativen Zinsen anbietet, wie dies gerade ein Möbelgeschäft getan hat, hält Strauß nicht für realistisch: "Das ist nur vorstellbar, wenn man ein Produkt quersubventioniert. Wir können Kunden nicht Geld dafür schenken, dass sie einen Kredit nehmen", so Strauß.
Die Postbank will aber auch bei den eigenen Kosten sparen. Im Filialgeschäft sieht Strauß hier noch Potenzial: "Wir wollen die Filialen stärker automatisieren. Und wir überlegen, in Ballungszentren einige Filialen zusammenzulegen", sagt er. Künftig werde es auch Filialen geben, in denen nur noch ein Mitarbeiter arbeitet, weil ein neues Kassensystem das Vier-Augen-Prinzip unnötig mache.