Porsche:Die nächste Razzia

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Neuwagen von Porsche: Der Konzern hat derzeit mal ausnahmsweise Probleme mit einigen Mitarbeitern. (Foto: Jan Woitas/dpa)

Die Staats­anwaltschaft ermittelt gegen mehrere Mitarbeiter, einen Steuerberater und einen Konzernprüfer wegen des Verdachts auf Korruption und Untreue.

Von Stefan Mayr, Stuttgart

Wegen des Verdachts auf Korruption und Untreue hat das Landeskriminalamt Baden-Württemberg am Dienstag zwei Standorte des Autoherstellers Porsche sowie Büroräume der Finanzbehörden in Stuttgart durchsucht. Nach bisherigen Erkenntnissen soll ein Beamter des Konzernprüfungsamtes Stuttgart im Laufe einer Betriebsprüfung der Porsche AG "geheimhaltungsbedürftige Informationen" an einen Steuerberater des Unternehmens verraten haben. Im Gegenzug soll er Vorteile angenommen haben. Im Visier der Ermittler ist neben dem Beamten und dem Steuerberater auch ein Mitarbeiter der Porsche AG.

Zudem ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachts der Untreue gegen sechs weitere Porsche-Mitarbeiter. Ihnen wird vorgeworfen, sie hätten einem ehemaligen Betriebsratsmitglied "unverhältnismäßig hohe und damit nicht gerechtfertigte Vergütungen" zukommen lassen. Nach Angaben der Behörden sind die sechs Beschuldigten "teilweise Führungsverantwortliche der Porsche AG". Ob es sich dabei um Vorstandsmitglieder handelt, blieb allerdings unklar. Auch ein Porsche-Sprecher machte dazu keine Angaben.

An den Durchsuchungen in Stuttgart, Weissach, Schwäbisch Gmünd, Pforzheim, im Landkreis Karlsruhe und im Ostalbkreis waren zehn Staatsanwälte und 176 Beamte von Polizei und Steuerfahndung beteiligt. Weitere Details nannten weder das LKA noch Porsche.

Der Fall erinnert an die VW-Affäre im Jahre 2005

Bei dem genannten Betriebsratsmitglied, das wohlgemerkt nicht zu den Beschuldigten gehört, könnte es sich um den ehemaligen Betriebsratsvorsitzenden Uwe Hück handeln. Dieser war einst einer der prominentesten und mächtigsten Arbeitnehmervertreter in der Automobilindustrie, bis er im Februar überaus überraschend aus seinem Amt ausschied. Damals verkündete er auf einer sehr kurzfristig einberufenen Betriebsversammlung seinen sofortigen Ausstieg bei Porsche und den Einstieg in die Politik. "Ich will ein neues Leben anfangen", rief der 56-Jährige den Mitarbeitern zu. "Ich will Deutschland umformen." Noch am Tag seines Rücktritts verkündete das SPD-Mitglied, er werde bei der Kommunalwahl in seiner Heimatstadt mit einer eigenen Liste namens "Pforzheim wird Gewinner" antreten. Schon damals hatten sich Beobachter über Hücks abrupten Wechsel von der Industrie in die Kommunalpolitik gewundert. Wenig später ließ er sich dann doch zum Spitzenkandidaten auf der SPD-Liste wählen. Als Ziel rief er aus, er wolle die AfD bremsen und die SPD zu alter Stärke zurück führen. Das gelang nur bedingt: Die Sozialdemokraten verloren am Wahlsonntag 2,7 Prozentpunkte und landeten bei 13,7 Prozent. Immerhin war Hück mit 26 669 Stimmen der Stimmenkönig aller Parteien. Im Pforzheimer Kurier betonte Hück nach der Durchsuchung seiner Wohnung: "Ich bin kein Beschuldigter." Mehr sagte er nicht. "Die haben mir einen Maulkorb verpasst, ich kann dazu nichts sagen." Der Fall erinnert an die sogenannte VW-Korruptionsaffäre aus dem Jahr 2005. Dabei kam ans Tageslicht, dass Führungskräfte des Volkswagen-Konzerns einige Betriebsräte mit Geld, Luxusreisen und Prostituierten korrumpiert hatten.

© SZ vom 29.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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