PGP-Erfinder zieht aus Datenschutz-Gründen in die Schweiz
Internet-Ikone Philip Zimmermann ist aus den USA in die Schweiz gezogen - mitsamt seiner Firma Silent Circle. Grund ist die umfangreiche digitale Überwachung der US-Regierung. "Jede dystopische Gesellschaft überwacht exzessiv, doch nun schlagen sogar westliche Demokratien wie die USA oder Großbritannien diesen Weg ein", sagte der 61-jährige Informatiker der britischen Tageszeitung The Guardian. Die Praxis, dass selbst die Daten von Unschuldigen gesammelt werden, müsse gestoppt werden: "Wir dürfen nicht wie Nordkorea werden". Der Whistleblower Edward Snowden hatte 2013 die millionenfache Überwachung durch die NSA enthüllt. "In der Schweiz ist es für uns unwahrscheinlicher, vom Gesetzgeber unter Druck gesetzt zu werde", erklärte Zimmermann.
US-Richter bedrängten Snowdens Email-Anbieter
Für den Umzug nach Genf nennt er einen ganz konkreten Anlass: Die Affäre um den Email-Anbieter Lavabit. Den 2004 von Ladar Levison herausgebrachten Dienst nutzte auch Snowden. 2013 zwangen die US-Behörden Levison mit einer richterlichen Anordnung, Snowdens Nachrichten herauszugeben. Dem leistete Levison Folge. Als er jedoch die Emails aller Kunden sowie seine Sicherheitstechnik preisgeben sollte, schloß er aus Protest sein Angebot ganz.
Für Zimmermann war das ein deutliches Warnsignal. Seine Firma Silent Circle, 2012 gegründet, bietet ebenfalls einen verschlüsselten Email-Dienst an. Als Reaktion auf die Lavabit-Affäre löschte er dessen Datenbank.
Wie "Pretty Goold Privacy" zum Netz-Standard wurde
Zimmermann hat bereits 1991 die Verschlüsselungstechnik PGP ( kurz für "Pretty Good Privacy") entwickelt: Mittels eines Plugins können Nutzer damit ihre E-Mails asymetrisch verschlüsseln, das Verfahren gilt als sicher. Voraussetzung ist nur, dass der Empfänger ebenfalls PGP eingerichtet hat, das Programm wird aber immer stärker genutzt.
Zitat von 1991: "Das ist wie Treibnetz-Fischerei"
Zimmermanns Motive zur Entwicklung von PGP erscheinen rückblickend hellsichtig: "Heute können E-Mails standardmäßig nach Schlagworten gescannt werden, in einem enormen Umfang und ohne, dass es jemand merkt. Es gleicht dem Fischen mit Treibnetzen", schrieb er 1991 in seiner ursprünglichen Anleitung für PGP.
Kryptografie-Smartphone für Verbraucher
Silent Circle hat überdies das sogenannte Blackphone (siehe Abbildung oben) auf den Markt gebracht, ein Smartphone, auf dem mehrere Verschlüsselungs-Programmen vorinstalliert sind, die weitgehend gegen Schnüffelei von Geheimdiensten, Hackern oder Werbetreibenden schützen sollen. Silent Circle hat gerade einen Lauf: Anfang des Jahres beschaffte sich das Startup 50 Millionen US-Dollar von Investoren.