Pharmaindustrie:Novartis belohnt Aktionäre

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Firmenchef Narasimhan hat früher Medikamente entwickelt. (Foto: Arnd Wiegmann/Reuters)

Der Schweizer Pharmakonzern baut seinen Gewinn aus und will kräftig zukaufen. Teuer wird eine neue Blutkrebstherapie. Nachgedacht wird deshalb über eine Geld-zurück-Garantie.

Von Isabel Pfaff, Basel

Glaubt man Vas Narasimhan, darf man im Führungsteam von Novartis neuerdings Jeans tragen. Der 43-jährige Narasimhan ist seit einem knappen Jahr Chef des Schweizer Pharmaunternehmens, das zu den größten der Welt gehört. Und er hat sich vorgenommen, den Konzern einem Kulturwandel zu unterziehen: "Unbossed" soll es zugehen, ohne steile Hierarchien - und ohne förmlichen Dresscode. Als Narasimhan und seine Vorstandskollegen an diesem Mittwoch die Zahlen des vergangenen Jahres vorstellen, wirkt ihre Garderobe dann doch recht konventionell. "Er hat sich nur für Sie aufgebrezelt!", beteuert Narasimhan gut gelaunt und klopft seinem Finanzchef auf die Schulter, der einen schwarzen Anzug trägt.

Die gelöste Stimmung an diesem Vormittag hat Gründe, Novartis kann auf ein gutes Jahr zurückblicken. Der Konzern steigerte seinen Umsatz um sechs Prozent auf 51,9 Milliarden Dollar. Wachstumstreiber waren vor allem das Herz-Medikament Entresto und Cosentyx, ein Mittel gegen Schuppenflechte. Der Reingewinn schnellte um 64 Prozent auf 12,6 Milliarden Dollar hoch, der Hauptgrund dafür ist der Ausstieg von Novartis aus dem Geschäft mit rezeptfreien Medikamenten, einem Joint Venture mit Glaxo Smith Kline. An die Aktionäre soll eine um zwei Prozent erhöhte Dividende von 2,85 Franken fließen. Zudem ist der Rückkauf eigener Aktien geplant, über den die Aktionäre bis 2022 bis zu zehn Milliarden Franken erhalten sollen.

Für CEO Vas Narasimhan bedeuten die Zahlen Rückenwind. Der US-Mediziner, der vorher die Medikamentenentwicklung bei Novartis leitete, ist dabei, den Basler Konzern neu zu strukturieren: weg vom Geschäft mit austauschbaren Präparaten, hin zu einem Fokus auf Innovationen in der Medikamentenentwicklung. Dafür wurden 2018 Unternehmensbereiche verkauft, die nicht zu dieser Strategie passen; außerdem plant Novartis die Abspaltung seiner Augenheilsparte Alcon sowie einen Umbau bei Sandoz, der Generika-Tochter des Konzerns. Das Geschäft mit Nachahmerprodukten leidet unter dem Preisdruck in den USA, wo Präsident Donald Trump die Pharmabranche und ihre Preispolitik ins Visier genommen hat. Novartis hat auf die Probleme auf dem US-Markt unter anderem mit Stellenabbau reagiert: 2500 Jobs fallen laut der Ankündigung vom September weltweit weg, davon mehr als 2000 in der Schweizer Heimat des Unternehmens.

Eine neue Krebszellen-Therapie für knapp 500 000 Dollar wirft zahlreiche Fragen auf

Durch teure Zukäufe versucht Novartis, seine Position im Bereich "Innovative Medicines" auszubauen. Im vergangenen Jahr erwarb der Konzern etwa den Gentherapie-Spezialisten Avexis. Auch 2019 sehe man sich Kandidaten für Zukäufe an, sagte der Firmenchef am Mittwoch, er sei bereit, bis zu zehn Milliarden Dollar für vielversprechende Unternehmen auszugeben.

Anhaltend großes Interesse unter Beobachtern, das zeigte die Pressekonferenz in Basel, weckt die Zelltherapie Kymriah, für die Novartis im Sommer die EU-Zulassung erhalten hat. Die Blutkrebstherapie, bei der Immunzellen gentechnisch verändert werden und so den Krebs bekämpfen, ist nicht nur medizinisch eine Sensation, sondern auch finanziell: Die Einmal-Behandlung kostet 475 000 Dollar. Novartis versucht deshalb, die Gesundheitssysteme von neuen Bezahl-Modellen zu überzeugen - monatliche Raten etwa, oder auch eine Geld-zurück-Garantie bei ausbleibendem Erfolg. Die Verhandlungen zu diesem Thema liefen "sehr gut", meint Onkologie-Chefin Susanne Schaffert.

© SZ vom 31.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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