Osram:Die Amerikaner kaufen

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Das Geschäft ist lange vorbei: Energiesparlampen von Osram. (Foto: Frederick Florin/AFP)

Zwei Finanzinvestoren wollen die hundert Jahre alte Traditionsfirma Osram kaufen. Doch wie viele der 440 000 Aktionäre werden dem am Ende zustimmen?

Von Caspar Busse, München

Für die Aktionäre von Osram sind es gute Nachrichten: Mit einem deutlichen Kursanstieg hat die Aktie des Münchner Lichtunternehmens auf das Kaufangebot zweier amerikanischer Finanzinvestoren reagiert. Lag das Papier am Mittwoch Nachmittag noch bei unter 29 Euro, notierte es am Donnerstag bei fast 33 Euro, ein Plus von vier Euro oder mehr als zehn Prozent. Damit rangiert die Aktie aber noch immer unter dem erwarteten Angebotspreis, Anfang 2018 lag die Aktie noch bei 80 Euro. Die beiden Finanzfirmen Bain Capital und Carlyle wollen 35 Euro pro Anteilschein bieten. Daraus errechnet sich ein Gesamtpreis von 3,4 Milliarden Euro.

Es gilt aber als unsicher, ob auch wirklich alle Aktionäre ihre Papiere an Bain Capital und Carlyle verkaufen werden. "Das ist derzeit wohl nicht realistisch", sagt ein Beteiligter. Das Angebot werde aber voraussichtlich an eine Mindestannahmequote "in der Größenordnung von 75 Prozent" gebunden sein, heißt es in Bankenkreisen. Sollte dies nicht erreicht werden, wäre das Geschäft hinfällig und die Investoren würden ihr Angebot zurückziehen. Sollte es klappen, wird offenbar auch ein späteres Delisting geprüft, also eine Einstellung der Börsennotierung.

Derzeit sind 60 Prozent der Papiere in der Hand von Kleinaktionären. Größter Anteilseigner ist Allianz Global Investors mit elf Prozent, daneben gibt es weitere Finanzinvestoren. Osram war lange eine Tochter des Siemens-Konzerns, dieser spaltete die Firma 2013 ab. Siemens-Aktionäre erhielten automatisch Osram-Aktien, viele habe offenbar nicht verkauft. Das ist ein Grund dafür, dass es heute etwa 440 000 Einzelaktionäre gibt, ungewöhnlich viele für ein Unternehmen dieser Größe.

Osram-Chef Olaf Berlien musste zuletzt mehrmals die Planungen nach unten korrigieren. Er erwartet für das laufende Geschäftsjahr 2018/19, das im September endet, nun einen drastischen Umsatz- und Gewinnrückgang. Der Umsatz, der eigentlich um drei Prozent zulegen sollte, werde um bis zu 14 Prozent unter Vorjahr liegen. Grund dafür ist unter anderem die schwierige Lage der Autoindustrie, ein wichtiger Kunde von Osram. Das Unternehmen, das rund hundert Jahre alt ist, wandelt sich derzeit von einem Glühlampen-Hersteller zu einem Spezialisten für Leuchtdioden (LED) und optische Halbleiter. In Malaysia wurde zuletzt eine Fertigungsanlage eröffnet. Doch auch in den neuen Bereichen steigt derzeit die Konkurrenz asiatischer, insbesondere chinesischer Hersteller. Das bringt neue Probleme für Osram.

Bain Capital und Carlyle würden derzeit keine Zerschlagung des Traditionsunternehmens anstreben, sagen Insider. Auch München als Standort für die Hauptverwaltung soll erhalten bleiben. Konkrete Beschäftigungsgarantien gebe es derzeit aber nicht. Das Unternehmen hat derzeit 26 000 Mitarbeiter bei einem Umsatz von zuletzt 3,8 Milliarden Euro und war in den vergangenen Jahren durch den Verkauf von Geschäftsaktivitäten deutlich geschrumpft. Zuletzt wurden Investitionen gekürzt, Stellen in den Werken abgebaut und die Kosten in der Verwaltung gesenkt. Die Investoren wollten weiter "restrukturieren", hieß es.

© SZ vom 05.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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