Opel: Ringen um die Zukunft:Konzept macht einen "guten Eindruck"

Lesezeit: 4 min

Hoffnung für Opel: Offenbar stehen die Verhandlungen um die Rettung von Opel kurz vor einem positiven Abschluss. Das vorgelegte Konzept mache einen "guten Eindruck", erfuhr die Süddeutsche Zeitung aus Regierungskreisen. Eine Entscheidung könnte noch vor Mitternacht fallen.

Steht die Opel-Rettung kurz bevor? Die Verhandlungen um die Rettung des angeschlagenen Autobauers stehen kurz vor einem positiven Abschluss. Wie die Süddeutsche Zeitung aus Regierungskreisen erfuhr, mache das vorgelegte Konzept einen "guten Eindruck". Man gehe davon aus, dass es noch vor Mitternacht eine Entscheidung geben werde, hieß es.

Magna-Chef Frank Stronach: Auch über seinen Ausstieg aus dem Bieterwettbewerb für Opel wurde schon spekuliert. (Foto: Foto: AP)

Kurz vor Beginn des Opel-Spitzentreffens im Kanzleramt war bekannt geworden, dass sich der kanadische Autozulieferer Magna und die Opel-Muttergesellschaft General Motors auf ein grundlegendes Konzept für die die Übernahme von Opel geeinigt hätten. Dies bestätigten Regierungskreise am Freitag in Berlin.

Über diese Absichtserklärung wird nun zur Stunde beraten. Nachdem das Konzept zunächst von Experten auf "Fachebene" geprüft worden war, befassen sich nun Kanzlerin Merkel und weitere Minister von Bund und Ländern damit, hieß es.

Wie es hieß, hat Vizekanzler Frank-Walter Steinmeier (SPD) bei einem Gespräch mit Magna-Chef Frank Stronach die Verständigung erreicht. So sei auch eine Einigung über die Lizenzgebühren erzielt worden. Andere Fragen wie das bislang von der US-Regierung abgelehnte Treuhand-Modell seien aber noch offen.

Steinmeier dringt jedoch auf eine Entscheidung noch in der Nacht zum Samstag. "Ich arbeite dafür, dass eine Lösung heute Nacht gelingt", sagte der SPD-Politiker.

Die Lage sei aber weiterhin schwierig. "Wir brauchen ein belastbares, tragfähiges Ergebnis für die Zukunft", sagte Steinmeier. "Ich bin und bleibe zuversichtlich, dass eine Lösung gefunden werden kann, wenn alle sich dieser Verantwortung bewusst sind."

Der britische Handelsminister Peter Mandelson bezeichnete eine Übernahme durch den Autozulieferer Magna indes als "sehr wahrscheinlich". Im britischen Fernsehen sagte er, er erwarte, dass der österreichisch-kanadische Zulieferer sich mit dem US-Mutterkonzern GM auf eine Übernahme einige.

Regierung pocht auf klare Zusagen

Die Situation hatte sich zugespitzt, als am Morgen der andere Interessent Fiat entnervt aus den Gesprächen ausgestiegen war. Im Bieterwettbewerb war danach nur noch der österreichisch-kanadische Zulieferer Magna als ernstzunehmender Bieter im Spiel geblieben. Doch auch die Gespräche zwischen GM und Magna im Berliner Nobelhotel Adlon waren offenbar äußerst schwierig.

Mehreren Medienberichten zufolge sollen die Gespräche zwischen Magna und GM einige Male kurz vor dem Aus gestanden haben. Der Grund: immer neue Forderungen von der amerikanischen Seite.

Kanzlerin Angela Merkel (CDU), Finanzminister Peer Steinbrück (SPD), Wirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) und die Ministerpräsidenten der vier Bundesländer mit Opel-Standorten wollten sich nur dann einschalten, wenn die Gegenseite fertige Vorverträge vorlegt.

Die Bundesregierung pocht in den Verhandlungen auf klare Zusagen potentieller Investoren sowie der US-Seite. Die Beteiligten müssten sich in allen relevanten Punkten verständigen und etwas Substanzielles vorlegen, sagte der stellvertretende Regierungssprecher Thomas Steg am Freitag in Berlin.

Immer neue Forderungen

Es werde eine Absichtserklärung ("letter of intent") erwartet. Erst dann könne über Finanzhilfen des Staates und das Treuhandmodell für Opel entschieden und ein weiteres Spitzentreffen einberufen werden, sagte Steg.

Koch: "Fifty-fifty"

Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU) sagte im Deutschlandfunk, es müsse eine "Absichtserklärung eines Investoren mit General Motors (GM) und dem US-Finanzministerium geben, damit eine staatliche Zwischenfinanzierung kommen kann. Wir warten auf ein Signal aus den USA." Der Staat könne Bürgschaften nur geben, wenn es eine "langfristig positive Prognose" für das Unternehmen gebe. "Man finanziert nicht, wenn man nicht weiß, wohin."

Koch schätzt nun die Chance auf eine europäische Opel-Lösung auf "fifty-fifty" ein. Niemand solle von einem besseren Wert ausgehen, sagte er am Freitag in Frankfurt. Der Ausstieg von Fiat sei zumindest besser für die Übersichtlichkeit der schwierigen Verhandlungen, meinte Koch. Das Unternehmen habe wohl eingesehen, dass es die zahlreichen offenen Fragen zu seinem Konzept nicht auf die Schnelle klären könne.

Im zweiten Teil: Was Fiat zu einer möglichen Partnerschaft mit Magna sagt - und wie sich die Italiener jetzt verhalten wollen.

Opel
:Der große Showdown

Seit Monaten rangeln Politik und Unternehmen wie Fiat oder Magna um die Zukunft von Opel. Jetzt fällt die Entscheidung. Ein Überblick über die gesamte Entwicklung -in Bildern.

Die Entwicklung bei Fiat hatte sich bereits nach der ersten Krisen-Sitzung zur Rettung von Opel in der Nacht zum Donnerstag abgezeichnet. Magna hatte auf die Nachforderungen von GM zunächst mit einer Offerte reagierte. Dies hatte auch bei der Unions-Seite positive Wirkung gezeigt.

Die SPD und drei der vier Länder mit Opel- Standorten hatten zuvor schon Magna favorisiert. Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) konnte sich mit dem Magna-Konzept erst anfreunden, als es nachgebessert wurde und der Standort Bochum nicht mehr mit einem überdurchschnittlichen Personalabbau rechnen musste.

Zum Ausstieg aus den Verhandlungen erklärte Fiat, dass nach wie vor Interesse an Opel bestehe, der italienische Hersteller sei aber nicht bereit, mehr zu zahlen.

An einer Partnerschaft mit Magna ist der italienische Autohersteller jedoch nicht mehr interessiert. Sollte Magna den Zuschlag erhalten, gehe das Leben bei Fiat eben ohne Opel weiter, sagte Konzernchef Sergio Marchionne. Auch wenn Fiat Opel nicht bekomme, strebe der Turiner Autobauer weiter eine Einigung mit der schwedischen Schwestergesellschaft Saab an.

"Irrationale Risiken"

Die neuen Geldforderungen von General Motors "würden Fiat dazu zwingen, Opel finanziell zu unterstützen und sich damit unnötigen und irrationalen Risiken auszusetzen", gab Fiat Manager Sergio Marchionne in einer Pressemitteilung bekannt. Unter diesem Aspekt habe der Konzern beschlossen, an dem Krisentreffen nicht teilzunehmen.

Marchionne kritisierte, der italienische Autobauer habe im Übrigen "keinen vollständigen Zugang zu finanziellen Schlüssel-Informationen gehabt, um ein ernsthaftes Angebot vorlegen zu können".

Fiat bleibe aber offen, ein mögliches Übereinkommen mit GM und der Bundesregierung zu suchen und zu finden, auch wenn "die Dringlichkeit der Situation den Konzern nicht dazu zwingen könne, unübliche Risiken zu übernehmen". Regierungssprecher Steg machte dazu deutlich, dass die Bundesregierung einen Wiedereinstieg Fiats in die Verhandlungen durchaus akzeptieren würde.

Eine erste Verhandlungsrunde mit allen Opel-Beteiligten war in der Nacht zum Donnerstag an neuen Geldforderungen des Opel-Mutterkonzerns General Motors (GM) und fehlenden Sicherheiten für staatliche Hilfen gescheitert.

© sueddeutsche.de/dpa-AFX/pak/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: