Es ist das große Trauma der amerikanischen Gegenwart: Nur Schutt blieb nach den Anschlägen vom 11. September 2001 vom World Trade Center übrig, 2753 Menschen kamen ums Leben. Eine Lücke in der Skyline von New York erinnert an den schwärzesten Tag der jüngeren Geschichte der USA. "Ground Zero" ist die traurige Bezeichnung für den Platz, an dem einst die stolzen Twin Towers aufragten. Doch zumindestens optisch kehrt New York bald zu altem Glanz zurück.
Die Skyline soll repariert werden: Das "One World Trade Center" wird bald stattliche 541 Meter in den Himmel ragen. Die Höhe spielt auf die amerikanische Unabhängigkeit an - es sind genau 1776 Fuß. Eigentlich sollte das Projekt "Freedom Tower" heißen - aber die Bauherren entschieden sich 2009 doch für eine Umbenennung. Der Grund: Ein Gebäude mit dem Namen "One World Trade Center" ließe sich besser vermieten. Das hatte durchaus einen seltsamen Beigeschmack: Gerüchte wurden laut, dass ein chinesischer Investor die Umbenennung verlangt hatte.
Und Mieter wird das Gebäude dringend brauchen, denn es ist teuer: Nach neuesten Zahlen wird der Turm mit der Fertigstellung mehr als 3,8 Milliarden US-Dollar gekostet haben, schreibt das Wall Street Journal. Die letzten Schätzungen würden damit erneut um 700 Millionen Dollar übertroffen. Das "One World Trade Center" wäre damit das mit Abstand teuerste Bürogebäude der Welt. Andere vergleichbare Bauprojekte kosteten nur einen Bruchteil, schreibt das Wall Street Journal weiter. Für den Burj Khalifa in Dubai, das höchste Gebäude der Welt, wurden nur 1,5 Milliarden Dollar ausgegeben.
Die Bauarbeiten begannen 2004, Eigentümer sind die Hafenbehörde von New York und New Jersey und die Immobiliengesellschaft Silverstein Properties. Der Entwurf stammt von dem amerikanischen Architekten David Childs vom Architekturbüro Skidmore, Owings and Merrill.
Die Bauarbeiten werden von immer neuen Problemen begleitet: So gab es zu Beginn Sicherheitsbedenken, weil das Gebäude ursprünglich nahe einer Straße stehen sollte - und somit anfällig wäre für Autobomben. Dann gab es Streit um eine Moschee, die in der Nähe des Gebäudes errichtet werden sollte. Auch die Suche nach Investoren und Mietern erwies sich mitten in der Wirtschaftskrise als schwierig - inzwischen läuft es allerdings gut: Ein Verlag, eine chinesische Immobilienfirma und die US-Regierung haben sich bereits Räume gesichert.
Den Titel "höchstes Gebäude der Welt" kann das "One World Trade Center" zwar nicht für sich beanspruchen - denn es wird vom Burj Khalifa in Dubai (828 Meter) locker überragt. Doch es wird dann wohl immerhin das höchste Bürogebäude der Welt sein.
Ursprünglich sollte das Bauprojekt nach einem Entwurf des Architekten Daniel Libeskind verwirklicht werden - doch zwischen ihm und den Investoren kam es zum Streit. So kritisierte zum Beispiel der Pächter des Geländes, Larry Silverstein, dass in dem Entwurf zu wenig Nutzfläche eingeplant sei.
Bald bekam ein Vertrauter Silversteins den Zuschlag: der Architekt David Childs. Er veränderte das Gebäude deutlich - nur die Höhe ist dieselbe geblieben.
Insgesamt sollen auf "Ground Zero" vier Türme, eine Gedenkstätte mit Museum und ein Verkehrsknoten entstehen. Die Gedenkstätte wurde am 10. Jahrestag der Terroranschläge eröffnet.
Viele Kritiker empfinden es als beschämend, dass der Turm zehn Jahre nach den Anschlägen immer noch nicht fertiggestellt ist - wo doch gleichzeitig Geld für zwei erfolglose Kriege da gewesen sei. Das "One World Trade Center" soll Ende 2013 fertig sein.
Die optische Wunde in New Yorks Skyline lässt sich also heilen - das Trauma, das 9/11 ausgelöst hat, wird hingegen nicht so einfach verschwinden.