Ofenhersteller Kago:Falsch versiegelt

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Hinweise auf manipulierte Prüfzertifikate: Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen den Kamin- und Kachelofenbauer Kago - und prüft, ob Kunden minderwertige Ware verkauft wurde.

Uwe Ritzer

Die Ermittlungen wegen der angeblichen Beschäftigung zahlreicher Schwarzarbeiter laufen noch, da droht Deutschlands bekanntestem Kamin- und Kachelofenbauer Kago bereits neues Ungemach. Die Staatsanwaltschaft Regensburg geht dem Verdacht nach, dass Kago-Öfen in unbekannter Menge mit falschen Prüfzertifikaten verkauft wurden. Dies bestätigte der Leitende Oberstaatsanwalt Günther Ruckdäschel der Süddeutschen Zeitung. Nach seinen Angaben richten sich die Ermittlungen vorerst nur gegen einen Angestellten des Unternehmens.

Kago-Ofen, Modell Weimar: Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen das Unternehmen wegen falscher Prüfsiegel. (Foto: Foto: oh)

Auslöser waren eine umfangreiche anonyme Anzeige und mehrere Briefe an Behörden, die der SZ vorliegen. "Das hat jemand mit hohem Fach- und Insiderwissen geschrieben", sagte ein Ermittler. In Schreiben an das Regensburger Umwelt- und an das Finanzamt legte der Unbekannte sogar Kopien von Zertifikaten bei, die seine Vorwürfe untermauern sollen. Zum Teil listet er detailliert auf, bei welchen Kago-Ofentypen manipuliert wurde und wie staatliche Vorschriften dabei angeblich umgangen wurden. Denn jeder Ofen benötigt hierzulande ein Prüfzertifikat für die Feuerfestigkeit seines Materials, ordnungsgemäße Sicherheitsabstände und zulässige Emissionswerte. Ohne dieses Gütesiegel darf kein Ofen in Betrieb genommen werden.

Zertifizierte Kago-Öfen sollen jedoch im Nachhinein umgebaut worden sein. Angeblich habe man dabei bisweilen minderwertige Gussteile aus China mit schlechter Oberflächenqualität eingebaut. Ein Laie könne dies nicht erkennen. Die nach einem solchen Umbau notwendige Neuzertifizierung sei nicht erfolgt. Die Kunden hätten davon nichts erfahren und für minderwertige Ware den vollen Preis bezahlt.

Genügend Hinweise für Anfangsverdacht

Die Regensburger Staatsanwaltschaft führe bereits seit Ende 2008 Vorermittlungen, bei denen sich genügend Hinweise für einen Anfangsverdacht ergeben hätten, wie Behördenleiter Ruckdäschel sagte. Die Ermittlungen richten sich gegen einen Kago-Mitarbeiter, der auf Anfrage jede Manipulation abstritt und sich überrascht zeigte. Der Angestellte betreibt nebenher selbst einen Kachelofenvertrieb, mit dem er wiederum Geschäfte mit seinem Arbeitgeber macht. Demnach kauft er über seine eigene Firma Ofenteile ein, die er anschließend an Kago weiterverkauft.

Wieviele Kunden von etwaigen Manipulationen betroffen sein könnten, ist unklar. Ein Kago-Sprecher sagte, bisher sei die Staatsanwaltschaft nicht an das Unternehmen herangetreten. Sobald das der Fall sei, würde man selbstverständlich kooperieren. Von den Vorwürfen habe Kago bisher aus den Medien erfahren. Die Vorwürfen würden vom Unternehmen intern bereits überprüft.

Kago ist bundesweit im Geschäft. Nach eigenen Angaben produziert und verkauft man jährlich mehr als 160.000 Kamin- und Kachelöfen. Zudem werden 260.000 Schornsteine saniert oder geliefert. Das Unternehmen war erst kürzlich in die Schlagzeilen geraten, weil die Staatsanwaltschaft Nürnberg gegen Inhaber Karl-Heinz Kago ermittelt.

© SZ vom 17.02.2009/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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