Österreichs Finanzministerin kritisiert Großbritannien:Steueroase attackiert Steueroase

Erst Luxemburg, jetzt wohl auch Österreich: Immer mehr Länder ringen sich dazu durch, ihr Bankgeheimnis zu lockern und Kundendaten an die zuständigen Steuerbehörden weiterzugeben. Doch jetzt attackiert Österreichs Finanzministerin die britische Regierung, die bisher nicht mitziehen will.

Es war einmal das Bankgeheimnis. Getrieben von der Sorge, ansonsten ihr Ansehen und irgendwann möglicherweise auch ihr Geschäftsmodell zu verlieren, zeigen sich Länder, die als Steueroasen bekannt sind, nun plötzlich kooperativ. Sie wollen Bankdaten ausländischer Anleger künftig an die zuständigen Behörden weitergeben, um sich nicht dem Vorwurf auszusetzen, Steuerhinterziehung zu begünstigen.

Erst kündigte Luxemburg am Mittwoch die Lockerung seines Bankgeheimnisses an, dann lenkte nach anfänglichem Zögern auch Österreichs sozialdemokratischer Bundeskanzler Werner Faymann ein. Bisher ist sein Land das einzige in der EU, dass sich gegen den automatischen Austausch von Kontodaten ausländischer Anleger wehrt.

Jetzt wächst der Druck auf andere Länder, ebenfalls nachzuziehen. Österreichs Finanzministerin Maria Fekter hat in scharfen Worten Großbritannien kritisiert. Dort seien die wahren Steueroasen in der EU anzutreffen, sagte sie in Interviews der Tageszeitungen Kurier und Presse.

Wie Zypern müsse auch das Vereinigte Königreich anonyme Stiftungen, sogenannte Trusts, abschaffen. "Wir wollen, dass die Möglichkeiten in Großbritannien, ein Geldwäscheparadies und ein Steuerparadies zu sein, angegangen werden", sagte sie.

"Wir fordern ein Stiftungs-Register für die Kanalinseln, aber auch für Länder, wo britisches Recht gilt, etwa Cayman Islands, British Virgin Islands (die Britischen Jungferninseln; Anm. d. Red.) oder Gibraltar. Das sind alles Bereiche, die derzeit Paradiese für Steuerflüchtlinge sind", sagte die Ministerin von der konservativen Österreichischen Volkspartei (ÖVP).

Die ÖVP will einem automatischen Kundenaustausch bisher nicht zustimmen und das Bankgeheimnis zumindest für Österreicher erhalten. Die SPÖ ist dagegen zu Verhandlungen bereit.

© Süddeutsche.de/Reuters/olkl - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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