Peter Löscher tritt überraschend als Aufsichtsratschef beim österreichischen Mineralölkonzerns OMV zurück. Er stehe für dieses Amt nicht mehr zur Verfügung und werde spätestens zur kommenden Hauptversammlung im Frühjahr 2019 zurücktreten, schrieb der ehemalige Siemens-Chef nach SZ-Informationen in einem Brief an Österreichs Finanzminister Hartwig Löger. Löscher hatte das Amt erst vor zwei Jahren übernommen. OMV ist mit einem Umsatz von 20 Milliarden Euro und mehr als 20 000 Mitarbeitern einer der größten Konzerne Österreichs und mehrheitlich in Staatsbesitz.
Löscher begründete seinen Rücktritt mit dem neuen Kurs der Regierung von Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP). Finanzminister Löger hatte zuletzt gefordert, Unternehmen wie OMV oder die Telekom-Austria wieder stärker unter staatliche Kontrolle zu bringen. "Wir steuern Richtung Österreich AG", sagte er der Kronen-Zeitung. Er wolle eine offensive "Austria-First"-Strategie verfolgen.
Der Kurs der Regierung schadet der Wirtschaft, glaubt Löscher
Er respektierte zwar den Willen der Bundesregierung, schreibt Löscher, stimme mit dem neuen Kurs aber nicht überein. "Die Stärke des bisherigen österreichischen Modells beruhte bislang auf der richtigen Balance von einem mittelbaren staatlichen Einfluss einerseits und der Einbindung unabhängiger, wirtschaftserfahrener Persönlichkeiten an der Spitze von Aufsichtsgremien andererseits." Dadurch sei das Land attraktiv für Investoren geworden. Dies sei nun in Gefahr.
Der in Villach geborene Löscher wurde 2007 Vorstandsvorsitzender von Siemens. Damals befand sich der Münchner Konzern wegen des Korruptionsskandals in einer tiefen Krise. Löscher brachte das Unternehmen wieder auf Kurs. 2013 musste Löscher schließlich gehen - nach einem internen Machtkampf mit seinem langjährigen Finanzvorstand Joe Kaeser, dem amtierenden Konzernchef.
Danach engagierte sich Löscher für den russischen Oligarchen Viktor Vekselberg in der Schweiz, schied dort aber schnell wieder aus. Auch den Aufsichtsrat der Deutschen Bank verließ er 2017. Derzeit ist Löscher noch Mitglied des Verwaltungsrates des spanischen Telekommunikationskonzerns Telefónica.