Öffentliches Unternehmensregister:Cameron sagt Steuertricksern den Kampf an

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David Cameron: Vorstoß gegen Steuertrickser (Foto: Getty Images for 9th World Islam)

Wer steckt wirklich hinter einer Firma? In Großbritannien soll das künftig jeder in einem öffentlichen Unternehmensregister nachschlagen können. Beobachter feiern diesen Vorstoß als Maßnahme gegen dubiose Briefkastenfirmen, doch britische Steueroasen bieten weiterhin geheime Schlupflöcher.

Es gibt in Großbritannien Hunderttausende Unternehmen, die niemandem gehören. Zumindest weiß niemand, wer dahintersteckt. Sie legen den Behörden keine Unterlagen vor - und die Ämter gehen nicht gegen die Scheinfirmen vor. Das soll sich künftig ändern. Premierminister David Cameron hat angekündigt, ein neues Unternehmensregister einzuführen. Damit übernimmt Großbritannien eine führende Rolle beim weltweiten Kampf gegen Steuerflucht.

Das neue Verzeichnis hatte er bereits im Sommer in Aussicht gestellt. Geheime Firmen können leicht Geld am Finanzamt vorbeischmuggeln, die Registrierung soll das künftig verhindern. Bisher sah Camerons Plan jedoch ein nichtöffentliches Register vor. Der Druck auf Steuertrickser wäre damit gering gewesen. Nun stellte Cameron klar: Das Verzeichnis wird allgemein zugänglich sein - offen für jedermann.

Finanzämter und die Öffentlichkeit sollen künftig nachsehen können, wem eine Firma wirklich gehört. In das Verzeichnis soll eingetragen sein, welcher Mensch am Ende finanziell von den Aktivitäten einer Firma profitiert - Fachwort: beneficial ownership. Das bedeutet: Es soll nicht mehr möglich sein, sich hinter Briefkastenfirmen zu verstecken.

Cameron fand deutliche Worte. "Viel zu lange konnte eine kleine Minderheit ihre Geschäfte hinter einem komplizierten Netz aus Briefkastenfirmen verstecken", sagte Cameron. "Wenn Menschen Steuern vermeiden, indem sie nicht nachvollziehbare Firmenkonstrukte aufsetzen, schadet dies der britischen Wirtschaft." Zudem sei dies unfair gegenüber den Millionen hart arbeitenden Steuerzahlern.

Nichtregierungsorganisationen reagierten überwiegend positiv. Großbritannien erreiche damit den "Goldstandard", urteilt Global Financial Integrity. Oxfam nannte den Schritt "sehr ermutigend". Richard Murphy, Gründer des Tax Justice Network, möchte noch die genaue juristische Ausgestaltung abwarten. Es komme darauf an, alle Schlupflöcher zu schließen und den Staat mit genügend Durchsetzungsmöglichkeiten auszustatten. Sonst könnte die Reform doch noch zum Rohrkrepierer werden.

Es bleibe zudem wichtig, die gleichen Maßstäbe der Transparenz an die britischen Überseegebiete und Kronbesitzungen anzulegen, so Oxfam. Zu diesen Territorien gehören etwa die Britischen Jungferninseln oder die Kanalinseln Guernsey und Jersey. Sie bieten weiterhin anonyme Firmen an, die Steuertrickser und Kriminelle weltweit für ihre Geschäfte nutzen können.

Global Witness fordert, dass nicht nur die britschen Steueroasen, sondern auch die übrigen EU-Staaten und die USA dem britischen Vorbild folgen. Auch in Deutschland ist es nicht Pflicht, den wahren Eigentümer einer Firma direkt im Handelsregister anzugeben, kritisiert das Tax Justice Network ( PDF).

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