OECD-Studie zur Migration:Gekommen, um ein bisschen zu bleiben

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Vor allem aus den Krisenländern in Südeuropa kommen immer mehr Zuwanderer nach Deutschland. Doch viele zieht es rasch wieder in die Heimat zurück.

Deutschland zieht immer mehr Zuwanderer an. Die dauerhafte Migration ist in der Bundesrepublik so stark angestiegen wie in kaum einem anderen Industrieland, wie aus einer jetzt in Berlin veröffentlichten Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hervorgeht.

Die Zahlen beziehen sich auf das Jahr 2011, neuere Daten liegen noch nicht vor. Demnach kamen damals knapp 300.000 Menschen aus dem Ausland nach Deutschland. Das sind etwa 68.000 mehr als im Vorjahr.

Deutschland steht damit an fünfter Stelle unter den OECD-Zielländern. Nur in die USA, nach Spanien, Großbritannien und Italien zogen trotz teils erheblicher Rückgänge noch immer mehr Menschen.

Ein Großteil der Einwanderer in Deutschland kamen aus europäischen Krisenländern, etwa Griechenland, Spanien und Portugal. Doch viele von ihnen zieht es rasch wieder zurück in die Heimat. So ist in den vergangenen Jahren nur jeder zweite Grieche und nur jeder dritte Spanier länger als ein Jahr geblieben.

Weitere wichtige Ergebnisse des OECD-Berichts im Überblick:

  • Zwischen 2007 und 2011 stieg die Zahl der Einwanderer nach Deutschland aus Griechenland um 73 Prozent und aus Spanien um knapp 50 Prozent. Kräftige Zuwächse gab es im selben Zeitraum zudem bei Portugiesen und Italienern (jeweils etwa 35 Prozent). Im vergangenen Jahr setzte sich die Entwicklung fort: "Vorläufigen Zahlen für 2012 zufolge stieg die krisenbedingte Wanderung vor allem aus Griechenland und aus Spanien weiter an", teilte die OECD mit.
  • Gut vier Millionen Menschen wanderten 2011 dauerhaft in die 34 OECD-Staaten ein. Im Vergleich zum Vorjahr war das ein Plus von zwei Prozent, der Zuzug war aber trotzdem geringer als vor der Wirtschafts- und Staatsschuldenkrise 2008/2009 (4,7 Millionen). Insgesamt machte die Zuwanderung im Zeitraum von 2001 bis 2011 etwa 40 Prozent des gesamten Bevölkerungswachstums im OECD‑Raum aus.
  • Indien und China sind nach wie vor wichtige Herkunftsländer für die Zuwanderung in die OECD‑Länder, aber Polen und Rumänien befanden sich in diesem Jahr (neben China) unter den drei wichtigsten Herkunftsländern. Dies war durch den Anstieg der Mobilität innerhalb der Europäischen Union bedingt. Die Migration im Rahmen der in den europäischen OECD‑Ländern bestehenden Freizügigkeit nahm 2011 zu und ist in dieser Region im Verhältnis viermal so hoch wie die Zuwanderung aus anderen Regionen. Die Abwanderung aus den von der Krise am stärksten betroffenen Ländern, insbesondere den südeuropäischen Ländern, hat sich im Zeitraum von 2009 bis 2011 ebenfalls beschleunigt - und zwar um 45 Prozent.
  • Im Durchschnitt der OECD‑Länder waren Zuwanderer stärker von der steigenden Arbeitslosigkeit betroffen als die im Inland Geborenen, wobei die Arbeitslosenquote unter Zuwanderern sich von 8,1 Prozent im Jahr 2008 auf 12,9 Prozent im Jahr 2012 erhöht hat - gegenüber einem Anstieg von 5,4 Prozent auf 8,7 Prozent bei den im Inland Geborenen.
  • 2011 stieg die Zahl der Asylbewerber in den OECD‑Ländern um mehr als ein Fünftel und lag zum ersten Mal seit 2003 bei über 400.000. Diese Entwicklung wird durch vorläufige Daten für 2012 bestätigt. Die wichtigsten Zielländer sind die Vereinigten Staaten, Frankreich und Deutschland. Italien trat 2011 als viertgrößtes Aufnahmeland in Erscheinung, was zum großen Teil auf den "arabischen Frühling" zurückzuführen war.
© Süddeutsche.de/dpa/AFP/olkl - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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