Niedrige Zinsen locken:Großbritannien denkt über 100-jährige Kredite nach

Lesezeit: 1 min

Die Zinsen für als sicher geltende Länder sinken, dass will das britische Königreich nun nutzen: Großbritannien überlegt, ob das Land Anleihen ausgeben soll, die 100 Jahre laufen - oder gar ewig. Das gab es zuletzt nach dem Ersten Weltkrieg.

Großbritannien will offenbar die Gunst der Stunde nutzen und sich bis in ferne Zukunft bei Investoren zu niedrigen Zinsen mit frischem Geld eindecken. Das unter Sparzwang geratene Land denkt demnach über den Verkauf von 100-jährigen und gar "ewigen Staatsanleihen" nach, um von den niedrigen Marktzinsen auf lange Zeit zu profitieren.

Die Nachrichtenagentur Reuters will vom Finanzministerium erfahren haben, dass die Regierung nach positiven Gesprächen mit Investoren die Nachfrage nach solchen Papieren nächste Woche ausloten möchte. Die längste Laufzeit bei Bonds in Großbritannien beträgt 50 Jahre. Die sogenannten ewigen Anleihen haben keine Fälligkeit, verbriefen jedoch regelmäßige Zinszahlungen.

Großbritannien hatte bereits gegen Ende des Ersten Weltkriegs und im 18. Jahrhundert auf solche Papiere zurückgegriffen, um sich langfristig zu refinanzieren. Jetzt erscheint der Zeitpunkt für einen solchen Langläufer erneut günstig: "Damit könnte man für die Zukunft aus der jetzigen Glaubwürdigkeit der Regierung und dem Status als sicherer Hafen konkreten Nutzen ziehen", sagte ein Vertreter des Finanzministeriums.

Niedrige Zinsen locken Investoren

Tatsächlich könnte Großbritannien derzeit auf reges Interesse bei solchen langfristigen Anleihen treffen und überdies mit relativ niedrigen Zinszahlungen kalkulieren. Die Renditen für 50-jährige Anleihen waren im Januar auf ein Rekordtief von rund drei Prozent gefallen.

Von einem solch niedrigen Niveau für langlaufende Anleihen können viele Schuldenstaaten in der Euro-Zone nur träumen: Italien beispielsweise musste Investoren am Mittwoch für weit kürzer laufende Papiere mit Fälligkeit 2019 eine Durchschnittsrendite von 4,3 Prozent zahlen.

Mit den superlangen Anleihen könnte Großbritannien zudem die durchschnittliche Laufzeit seiner Schuldtitel weiter nach oben treiben: Bereits jetzt liegt sie mit zehn Jahren relativ hoch. Dies ist einer der Gründe, warum der britische Staat trotz seiner Schuldenprobleme weiter die Spitzenbonität halten konnte. Die Agentur Moody's hat den Ausblick allerdings auf negativ gesetzt.

© Süddeutsche.de/Reuters/mkoh - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: