New York Times im Netz:Graue Lady setzt auf Paid Content

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Ab 2011 macht die New York Times Teile ihres Internetangebots wieder kostenpflichtig. Dabei verschwindet nicht alles hinter der Bezahlmauer: Nur wer viel liest, zahlt.

Was sich über diverse Kanäle bereits in den vergangenen Tagen angedeutet hatte, ist nun Tatsache: Die renommierte amerikanische Tageszeitung New York Times macht Teile ihres Internetangebots wieder kostenpflichtig.

Das New-York-Times-Gebäude in Manhatten gehört dem Unternehmen bereits nicht mehr (Foto: Foto: AP)

Wie das Unternehmen bekannt gab, soll das Bezahlmodell 2011 in Kraft treten. Dabei wird nicht die komplette Seite hinter einer Bezahlwand verschwinden, sondern ein "metered model", also eine Art Abzählsystem, angewendet werden: Demnach steht den Nutzern eine bestimmte Anzahl von Artikeln kostenlos zur Verfügung, was darüber hinaus geht, muss bezahlt werden. Abonnenten erhalten einen kostenlosen Zugriff auf alle Texte.

Mit diesem Kompromiss aus Bezahlschranke und freiem Zugang will die "Gray Lady" genannte Traditionszeitung erreichen, im Netz Geld für Inhalte zu bekommen, gleichzeitig aber die Reichweite hoch genug zu halten, um über Werbung Einnahmen zu erzielen. Das Modell ähnelt dem, das Konkurrenten wie die Financial Times verfolgen. "Unser neues Geschäftsmodell soll eine zusätzliche Säule für den außergewöhnlichen Profi-Journalismus der New York Times sein", wird der Herausgeber Arthur Sulzberger Jr. in einer Mitteilung zitiert.

Im Laufe des Jahres 2010 sollen alle Vorbereitungen auf die Umstellung getroffen werden. Man möchte mit dem Schritt unabhängiger von der Konjunktur werden, hieß es. Bei schwacher Wirtschaftslage brechen Medienunternehmen traditionell die Werbeeinnahmen weg.

"Sie werden bereit sein, zu zahlen"

In einer E-Mail an die Belegschaft schreiben Sulzberger Jr. und die Geschäftsführerin Janet L. Robinson: "Unsere Leser wissen, dass die Times ihnen die zuverlässigsten Nachrichten und Kommentare bringt, die man irgendwo finden kann. Wir glauben, dass sie bereit sind, dafür online zu zahlen, genau wie sie bereits einen erheblichen Preis für die Zeitung zahlen."

Der Marktforschungsagentur Nielsen zufolge ist nytimes.com die größte Zeitungswebseite und eine der fünf größten Nachrichtenseiten der Welt. Das Unternehmen ist mit 1,9 Milliarden Dollar hoch verschuldet, allerdings hatte der Aktienkurs jüngst wieder zulegen können, nachdem die Zeitung 100 Redakteursstellen gestrichen hatte.

Die Entscheidung, für Online-Inhalte Geld zu verlangen, dürfte die weltweite Debatte anheizen, ob Zeitungen künftig von Internetnutzern Geld für ihre Nachrichten erhalten sollten. Der britische Medienmogul Rupert Murdoch hat angekündigt, den Zugang zu Webseiten seiner Zeitungen im Laufe dieses Jahres kostenpflichtig zu machen. In Deutschland bietet der Springer-Verlag lokale und regionale Inhalte auf den Zeitungsseiten der Berliner Morgenpost und des Hamburger Abendblatts nur noch gegen Bezahlung an.

Die New York Times hatte bereits von 2005 bis 2007 unter dem Namen "Times Select" Teile ihrer Artikel kostenpflichtig gemacht. Die Internetnutzer nahmen dieses Angebot allerdings nur schlecht an, zudem wehrten sich Berichten zufolge Kolumnisten wie Thomas L. Friedman oder Maureen Dowd dagegen, online nur von einem sehr begrenzten Publikum wahrgenommen zu werden.

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