Neue Konkurrenz für Energiekonzerne:Telekom setzt auf Strom

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Der Fernseher läuft mit Energie aus dem eigenen Keller: Mit Minikraftwerken für Zuhause will die Telekom den etablierten Energieversorgern Konkurrenz machen. Der Strommarkt wandelt sich.

Die klassischen Energieversorger wie Eon oder RWE sehen sich zunehmend neuer Konkurrenz gegenüber. Nach dem Autohersteller Volkswagen will nun auch die Deutsche Telekom in den Strommarkt drängen. Der Bonner Telekommunikationskonzern will künftig ein Komplettpaket für sogenannte "Zuhause-Kraftwerke" anbieten. "Unser Angebot ist besonders interessant für Stadtwerke", sagte ein Sprecher der Financial Times Deutschland.

Kleine Blockheizkraftwerke verfügen über einen Motor zur Stromerzeugung - die dabei entstehende Wärme kann für Heizung und Warmwasser genutzt werden. Die Telekom will größeren Energieversorgern virtuelle Kraftwerke anbieten: Die Anlagen könnten je nach Strombedarf per Fernsteuerung hoch- oder heruntergefahren werden, um die schwankenden Stromlieferungen von Windparks und Solaranlagen auszugleichen.

"So gleichen Versorger künftig Schwankungen im Stromnetz auf Knopfdruck aus", verspricht Gabriele Riedmann de Trinidad, Leiterin Konzerngeschäftsfeld Energie. Bei dem Projekt arbeitet die Telekom mit dem Blockheizkraftwerk-Hersteller Motoren AT und GreenCom Networks zusammen.

Die Hersteller erhoffen sich in den nächsten Jahren einen Boom auf dem Markt für Blockheizkraftwerke. Der Marktanteil soll nach den Plänen der Bundesregierung bis 2020 bei 25 Prozent liegen. Dafür gibt es Subventionen: Die Regierung fördert seit Anfang April die Anschaffung solcher Mini-Kraftwerke für den Hauskeller mit Investitionszuschüssen von bis zu 3450 Euro.

Die Telekom ist nicht der erste branchenfremde Großkonzern, der den Markt für sich entdeckt. Seit 2010 baut VW gemeinsam mit dem Hamburger Anbieter Lichtblick ein Netz dezentraler Kellerkraftwerke auf der Basis von umgebauten Automotoren auf. Die ersten 420 Kraftwerke laufen Lichtblick zufolge bereits in Norddeutschland, Berlin und Nordrhein-Westfalen. Das Unternehmen will in Zukunft 100.000 dezentrale "Zuhause-Kraftwerke" mit einer Gesamtleistung von zwei Gigawatt installieren - das entspräche der Leistung zweier Kernkraftwerksblöcke.

Ende März erst hatte zudem der Energiekonzern Vattenfall angekündigt, in den kommenden Jahren tausende Mini-Kraftwerke in Privat- und Geschäftshäusern installieren zu wollen. Auch RWE hat ein entsprechendes Angebot.

Der Strommarkt befindet sich nach Ansicht von Experten an einem Wendepunkt. Spätestens seit der Energiewende bröckelt das Oligopol der vier großen Anbieter Eon, RWE, EnBW und Vattenfall. "Der Erfolg der Energieversorger hängt davon ab, ob sie die Hoheit über die Technik in den Haushalten behalten. Der Kampf um die Wohnzimmer hat begonnen", sagte ein Experte der Beratungsfirma Accenture der FTD.

© Süddeutsche.de/dapd/afp/bero - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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