Neue Domain ".xxx":Pornographie bekommt eigene Internet-Endung

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Das Web erhält einen Rotlichtbezirk. ".xxx" heißt die Endung, um die auch innerhalb der Pornoindustrie heftig gestritten wurde.

Wie alles im Leben hat auch dieses Thema zwei Seiten: Ein abgegrenzter Rotlichtbereich im Internet wurde beschlossen. Verantwortlich dafür ist die "Internet Corporation for Assigned Names and Numbers" (Icann), so etwas wie die Verkehrsbehörde des Internet. Die nichtkommerzielle Organisation mit Sitz im kalifornischen Marina del Rey wacht über die so genannten "Top Level Domains" und sorgt so dafür, dass sich jeder Rechner, der ans Netz angeschlossen ist, in Sekundenbruchteilen mit Internet-Servern in der ganzen Welt verbinden lässt.

Demonstration gegen ".xxx". Um die Domain war jahrelang gestritten worden. (Foto: AP)

Das US-Unternehmen ICM Registry soll nun die Adressen mit der Endung ".xxx" vermarkten. Die Endung, so betonen Experten, biete einerseits eine gute Möglichkeit für den Jugendmedienschutz. Andererseits aber könne sie auch "zu einer erheblichen Verletzung von Rechten bis hin zur Zensur führen." Tatsächlich fürchten zahlreiche Anbieter erotischer und pornographischer Inhalte eine strikte Filterung. Obwohl alle Porno-Webseiten, die etwa auf ".com" oder ".de" enden, nicht gleichzeitig abgeschaltet werden.

Doch beispielsweise hat Saudi-Arabien der Washington Post bestätigt, die Seiten mit dem X zu sperren. Was das US-Handelsministerium gar nicht gut findet: "Wir sind sehr enttäuscht, dass die Icann den Rat zahlreicher Regierungen, inklusive der amerikanischen, ignorierte", sagt Lawrence Strickling von der amerikanischen Behörde. Es gehe hier schließlich auch um weltweite öffentliche Interessen. "Wir stehen im Fadenkreuz", empört sich gleichzeitig Diane Duke, Sprecherin der Free Speech Coalition, einem Bündnis diverser Sex-Seiten. "Pädophile und Kinderpornographen haben in unserem System nichts verloren. Wir haben einen ethischen Kodex. Und machen einen guten Job, um Erwachsenen Freiraum zu verschaffen."

Bereits am vergangenen Freitag hatte der Icann-Vorstand die Endung ".xxx" nach einer jahrelangen Diskussion endgültig auf den Weg gebracht. Die Organisation autorisierte Icann-Chef Rod Beckstrom, den Vertrag mit dem US-Unternehmen ICM Registry zu unterzeichnen. Diese Firma wirbt mit dem Schutz der Nutzer. Der XXX-Bereich werde sich zur vertrauenswürdigsten Domain für die Branche entwickeln, und etwas von der Registrierungsgebühr werde man für den Kampf gegen Kinderpornographie und für freie Meinungsäußerung aufwenden, heißt es. 332140 Registrierungswünsche á 70 US-Dollar für ".xxx"-Seiten seien bereits eingegangen. ICM erwartet einen Jahresumsatz von bis zu 200 Millionen US-Dollar.

Und das, obwohl kein Betreiber von Porno-Seiten dazu gezwungen wird, seine zweifelhafte Ware allein hier anzubieten. Wer kriminelle Angebote wie Kinderpornographie oder schädliche Software verbreitet oder durch Betrug aufgefallen ist, erhalte keine Adresse, betonte das Unternehmen. "Erstmals gibt einen klar definierten Adressraum für Erwachsenenunterhaltung, außerhalb der Reichweite von Minderjährigen und so weit wie möglich frei von Betrug oder schädlichen Viren", sagte ICM-Firmenchef Stuart Lawley.

© SZ vom 23.03.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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