Nettolöhne und Zusatzbeiträge:Späte Rechnung für Arbeitnehmer

Erstmals seit fünf Jahren steigen die Nettolöhne wieder. Das klingt gut - doch mehr Geld werden die Deutschen nicht im Portemonnaie haben.

Thomas Öchsner

Es klingt wie eine richtig gute Nachricht: Die Nettolöhne sollen in diesem Jahr erstmals seit fünf Jahren steigen. Endlich würde damit den Arbeitnehmern wieder einmal mehr Geld nach Abzug von Steuern und Sozialabgaben übrig bleiben. Ein Grund zum Jubeln ist dies jedoch nicht. Die Rechnung dafür wird später präsentiert.

Erstmals seit fünf Jahren steigen die Nettolöhne wieder. (Foto: Foto: istock)

Das Plus bei den Nettolöhnen hängt mit den Steuersenkungen zusammen, die Anfang des Jahres in Kraft traten. Schon jetzt zeichnet sich allerdings ab, dass die paar Scheine, die wegen des geringeren Lohnsteuerabzugs jeden Monat mehr im Portemonnaie sind, für andere Haushaltsposten draufgehen.

Das beginnt bei den Krankenkassen, die gerade anfangen, bei ihren Mitgliedern Zusatzbeiträge einzutreiben. Es setzt sich fort bei den meisten Stromanbietern, die - wie jedes Jahr - 2010 ihre Preise anheben. Und es endet bei den finanziell notleidenden Kommunen, die in diesem Jahr in großem Stil Gebühren erhöhen wollen.

Die Arbeitnehmer sollten sich aber auch darauf einstellen, dass sie wegen des staatlichen Schuldenbergs bald noch größere Lasten schultern müssen. Nach den Landtagswahlen in Nordrhein-Westfalen muss die schwarz-gelbe Koalition mit der Wahrheit herausrücken: Der Finanzminister wird den Bürgern erklären, wo die Bundesregierung überall sparen muss und welche liebgewonnenen Steuervorteile wegfallen.

Gut möglich, dass dann auch Arbeitsministerin Ursula von der Leyen verkünden wird, der Beitrag für die Arbeitslosenversicherung müsse 2011 leider ein bisschen mehr steigen als ohnehin schon jetzt vorgesehen. Die Freude über die paar Euro mehr am Ende der Gehaltsabrechnung wird jedenfalls nicht lange währen.

© SZ vom 28.01.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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