Nahaufnahme:Richtig getippt

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"Ich habe bald festgestellt, dass sich mit der Seite Geld verdienen lässt": Janning Vygen (Foto: oh)

Janning Vygen, gebürtiger Duisburger, wollte eigentlich Jurist werden. Aber dann hat er mit dem Internet-Portal Kicktipp.de einen Coup gelandet.

Von Peter Eßer

Neben dem Studium aus Spaß ein bisschen programmieren, quasi aus Versehen eine Marktlücke entdecken und das Hobby zum Beruf machen. Janning Vygen, Gründer des Tippspiel-Portals Kicktipp.de, hat es getan. Eigentlich sollte es in eine ganz andere Richtung gehen: Jurastudium in Bonn und Heidelberg bis zum ersten Staatsexamen, dann Referendariat in Düsseldorf. In seiner Freizeit programmierte Vygen - zum Beispiel Bundesliga-Tipprunden für den Freundeskreis, um nicht alles auf Papier festhalten zu müssen. Im Jahr 2000 ließ er die Rechtswissenschaften sein, machte sich selbständig und gründete zusammen mit einem Freund eine Web-Agentur in Düsseldorf.

Die Domain Kicktipp.de sicherte er sich schon 2000, damals ohne kommerzielle Hintergedanken. Das Tipp-Angebot professionell aufzuziehen, sei nie der Plan gewesen. "Aber ich habe bald festgestellt, dass sich mit der Seite Geld verdienen lässt", erzählt Vygen. Die Nutzerzahlen wuchsen rasant und damit kam auch die Erkenntnis, dass der Verkauf von Werbeanzeigen für das Tipp-Portal einen Vollzeitjob finanzieren könnte. Also stieg der gebürtige Duisburger bei der Web-Agentur aus und konzentrierte sich auf den Fußball. 2007 gründete er die Kicktipp GmbH; außer ihm als Gesellschafter gab es nur noch einen weiteren Mitarbeiter.

Das Prinzip ist einfach: Jemand gründet eine Tipprunde mit Freunden oder Kollegen, und die Mitglieder der Runde tippen die Ergebnisse der Spiele. Wer richtig liegt, bekommt Punkte. Der Dienst ist kostenlos. Einen Wetteinsatz kann jede Gruppe privat vereinbaren. Kicktipp ist lediglich das Portal, über das die Ergebnisse eingetragen und die Punkte vergeben werden. Eine Tipprunde kann zum Beispiel eine Bundesliga-Saison oder eine Weltmeisterschaft abdecken. Auch Champions League, Europa League und DFB-Pokal können getippt werden. Außerdem gibt es Bonus-Punkte für korrekt vorhergesagte Torschützenkönige, Absteiger oder Champions-League-Sieger.

Große Turniere wie die Europameisterschaft bringen manchmal absurd hohe Klickzahlen. Dennoch liegt das Hauptaugenmerk auf der Bundesliga. Vygen rechnet zum Bundesliga-Start mit 1,5 bis zwei Millionen aktiven Nutzern. Darüber hinaus ist Kicktipp seit einiger Zeit sowohl geografisch als auch thematisch auf Expansionskurs: Regionalligen, ausländische Ligen, Rugby in Frankreich, NFL, Formel 1 und vieles mehr. Inzwischen arbeitet der Jung-Unternehmer mit einer Gruppe nebenberuflicher Übersetzer zusammen, Kicktipp gibt es nun in sechs weiteren Sprachen. Als zweite Einnahmequelle neben Werbebannern auf der Homepage bietet Kicktipp sogenannte Profipakete für die Internetauftritte von Unternehmen an. Mitarbeiter oder Kunden können dann auf der Homepage der Firma tippen.

Das WM-Jahr 2014 war das bisher erfolgreichste. Im Juni 2014 verzeichnete Kicktipp.de mehr als 100 Millionen Aufrufe und gehörte damit zu den am meisten aufgerufenen Webseiten in Deutschland. Über das ganze Jahr gesehen landete Kicktipp auf Platz neun der meistgesuchten Begriffe bei Google. "Das war schon ziemlich überraschend. Ich habe von einem Kumpel davon erfahren und dachte zuerst, der macht Witze", erinnert sich Vygen. Die EM in diesem Jahr soll im Vergleich zur WM 2014 noch einmal 30 Prozent mehr User auf die Seite gelockt haben.

Aber mit Klickzahlen, Nutzerzahlen, Google-Ratings und Ähnlichem beschäftigt sich der 44-Jährige im Normalfall nicht. Denn noch immer ist Kicktipp eine Zwei-Mann-Firma. Sein Kollege und er programmieren hauptsächlich. "Es läuft halt einfach. Dann kümmern mich die Zahlen nicht so sehr."

© SZ vom 01.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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