Nahaufnahme:Entspannt auf Rekordjagd

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Björn Gulden: „Wenn sich Märkte und Trends ändern, müssen wir an der Spitze mit dabei sein.“ (Foto: Daniel Karmann/dpa)

Dem Sportartikelhersteller Puma war 2012 die Luft ausgegangen. Ein ehemaliger Fußballprofi hat ihm neues Leben eingehaucht.

Von Uwe Ritzer

Gerade hat Björn Gulden, 53, die enge Verbundenheit von Puma als Ausrüster der Formel 1 und speziell von Weltmeister Lewis Hamilton hervorgehoben, dann wechselt er zum Thema Nachhaltigkeit und Umwelt. Ein Gegensatz? Könnte die Verbandelung mit der Motorsport-Rennserie in Zeiten der Klimadebatte nicht zum Imageproblem für Puma werden? Gulden bleibt gelassen. Er verweist auf umwelttechnische Innovationen, die oft über die Formel 1 in Serienautos landen. Kein Problem also. Aber: "Wenn wir doch spüren, dass es ein Problem ist, dann ändern wir das."

Das kleine Frage-Antwort-Spiel erzählt einiges darüber, wie der in Zürich geborene Norweger den nach Nike und Adidas drittgrößten Sportartikelhersteller führt: Unaufgeregt, selbstsicher und mit skandinavischem Pragmatismus. Seit 2013 ist Gulden Puma-Chef; er trat den Job im fränkischen Herzogenaurach an, als die Marke vor sich hin trudelte. Ewigkeits-Chef Jochen Zeitz hatte Nachfolger Franz Koch kein gut bestelltes Haus überlassen; 2012 brach der Gewinn massiv ein. Der Raubtiermarke war nach jahrelanger, erfolgreicher Jagd die Luft ausgegangen und alle Therapieversuche scheiterten. Koch musste gehen, Gulden kam. Und mit ihm ein neuer Stil, der sich inzwischen auszahlt.

Gulden hat aus dem Problemfall ein wieder boomendes Unternehmen gemacht. In Jeans und lässiger, schwarzer Trainingsjacke präsentierte er am Donnerstag das zweite Rekordjahr in Folge. 4,65 Milliarden Euro Umsatz, ein um Währungseffekte bereinigtes Plus von 17,6 Prozent. Das operative Ergebnis sprang um fast 38 Prozent auf 337 Millionen Euro. Bis 2021 sollen Umsatz und Gewinn jährlich um zehn Prozent zulegen.

Viele Narzissten unter Top-Managern würden sich im Glanze dieser Zahlen sonnen; Gulden tut das nicht. Schließlich gebe es immer Dinge, die man verbessern könne, sagt er im Duktus eines Leistungssportlers, der er auch einmal war. Als Profifußballer kickte er in Norwegen und eine Saison beim 1. FC Nürnberg in der zweiten Bundesliga. Sohn Henrik verdient sein Geld aktuell als Berufskicker bei Mjöndalen IF in Norwegen.

Vater Björn landete nach Managementstationen bei Adidas, dem Schuh-Filialisten Deichmann und dem Schmuckhersteller Pandora bei Puma. Dort macht er augenscheinlich vieles richtig. Gulden hat das durch zu viel Mode fast bis zur Unkenntlichkeit verwaschene Profil als Sportmarke geschärft. Zu diesem Zweck stattet Puma als Ausrüster Top-Fußballclubs wie zuletzt Borussia Mönchengladbach und den AC Mailand aus. Arsenal London werden die Franken zwar verlieren, dafür werden sie beim Pep-Guardiola-Club Manchester City als Nike-Nachfolger heiß gehandelt.

Auch die Zahl einzelner Top-Athleten beiderlei Geschlechts in diversen Sportarten, die weithin erkennbar in Puma-Schuhen und -Textilien ihrer Profession nachgehen, wächst stetig. Überdies hat Gulden Puma geschickt als Frauen-Fitnessmarke ausgerichtet. Vor allem aber gelang 2018 nach langer Abstinenz der Wiedereinstieg in die für die globale Vermarktung und die Präsenz in den USA extrem wichtige Sportart Basketball. Den Plan hatte Gulden schon lange, nur konnte sich die Firma die teure Investition in Basketball erst jetzt leisten. Auch im "Trendsport Handball" (Gulden) will Puma verstärkt Präsenz zeigen, weshalb die Franken gerade die Rhein-Neckar Löwen neu unter Vertrag nahmen.

Nun will Björn Gulden erklärtermaßen aus Puma noch die in jeder Hinsicht "schnellste Sportartikelmarke der Welt" machen. In welchem Bereich und wie auch immer: "Wenn sich die Märkte und die Trends ändern, müssen wir vorne dabei sein", sagt er. Egal, ob auf Dauer mit oder ohne die Formel 1.

© SZ vom 15.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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