Nahaufnahme:Der König stirbt

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"Das ist meine Firma und meine Entscheidung. Ich habe die Menschen entfernt, die mir gegenüber nicht loyal sind." Sumner Redstone. (Foto: Bloomberg)

Gehört zur Familie - oder auch nicht. Wie der 93 Jahre alte Medienveteran Sumner Redstone sein Erbe regelt.

Von Jürgen Schmieder

All jenen, die sich an den Machtkämpfen in der Fantasy-Fernsehserie Game of Thrones erfreuen, dürfte diese Geschichte aus dem wirklichen Leben gefallen - sie sorgt auf jeden Fall sowohl in Hollywood als auch an der Wall Street für Aufregung. Sie handelt von Sumner Redstone, der an diesem Freitag seinen 93. Geburtstag feiert. Er ist der Hauptaktionär eines gewaltigen Medienimperiums, zu dem unter anderem die Konzerne Viacom und CBS gehören und das mit 42 Milliarden Dollar bewertet wird. Es geht ihm nicht besonders gut, im Januar ist er wegen gesundheitlicher Probleme als Chef zurückgetreten. Mittlerweile muss er über Schläuche ernährt werden und kann nur noch mit Hilfe eines Sprachtherapeuten kommunizieren.

Wenn der König auf dem Sterbebett liegt, beginnen die möglichen Nachfolger und Profiteure mit dem Spinnen jener Fäden, an deren Ende sie das Besteigen des Throns oder wenigstens einen Topf voller Gold vermuten. Das begann in Redstones Fall bereits im Herbst vergangenen Jahres, als ihn seine ehemalige Lebensgefährtin Manuela Herzer (von Redstone noch vor einem Jahr als "Mitglied der Familie" bezeichnet) für unzurechnungsfähig erklären lassen wollte. Sie nannte ihn einen "lebenden Geist" - vielleicht auch deshalb, weil sie im vergangenen Jahr nicht nur aus dem Haus geworfen, sondern auch aus dem Testament entfernt worden war.

Ein Gericht in Los Angeles entschied vor zwei Wochen allerdings, dass Redstone sehr wohl noch Herr seiner Sinne sei, ein Urteil, das nun von Philippe Dauman angezweifelt wird. Über den Viacom-Chef hatte Redstone einst gesagt, dass er "wie ein Sohn" für ihn sei und dass er ihn als seinen Nachfolger sehe. Es wird auch angezweifelt von George Abrams, den Redstone einst als "Teil der Familie" bezeichnet hat. Über einen Anwalt ließ Redstone am vergangenen Freitag ausrichten, dass die beiden künftig nicht mehr im Vorstand von National Amusements seien - jenem Unternehmen, das die Mehrzahl der Stimmen an Viacom und CBS hält. "Das ist meine Firma und meine Entscheidung", sagte Redstone in einem Statement: "Ich habe die Menschen entfernt, die mir gegenüber nicht loyal sind."

Dauman und Abrams haben nun Klage vor einem Gericht in Massachusetts eingereicht, sie wollen Redstone ebenfalls für unzurechnungsfähig erklären lassen. Seine Tochter Shari, 62, habe Redstone von der Außenwelt isoliert und treffe sämtliche Entscheidungen für ihn, um nach seinem Tod die Kontrolle über die Firmen zu erhalten. Nur deshalb sei unter anderem auch ihre Tochter Kimberlee Ostheimer ebenfalls in den Vorstand aufgerückt. Bis vor zwei Jahren übrigens hat Redstone nach einem Streit auch seine Tochter nicht mal mehr als Familienmitglied bezeichnet, die beiden kommunizierten jahrelang ausschließlich per Fax. Von seinem Sohn Brent ist Redstone auch schon verklagt worden.

Sumner Redstone hat bei einem Gericht einen Antrag gestellt, dass er für zurechnungsfähig erklärt wird und seine Entscheidungen bestätigt werden. Tochter Shari scheint derzeit bei diesem Machtkampf die aussichtsreichsten Chancen auf den Thron zu haben. Doch ganz so einfach ist es nicht, in Serien gibt es schließlich kurz vor dem Ende meist noch eine dramaturgische Wende. So auch hier. Es taucht nun plötzlich auch wieder Manuela Herzer auf. Sie verklagt Shari Redstone, dass diese sie um ein Erbe von mindestens 70 Millionen Dollar gebracht habe.

Es wird also weiter an mehreren Fronten gekämpft, am 93. Geburtstag von Sumner Redstone ist nur klar: In Game of Thrones und auch im wahren Leben kann es wahnsinnig kompliziert werden, wenn einen der König als Teil der Familie bezeichnet.

© SZ vom 27.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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