Nahaufnahme:Der Holz-Fan

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"Wir richten uns nicht nach Trends. Wenn man jedem Trend nachläuft, kommt man nicht hinterher", sagt Oskar Weishäupl. (Foto: oh)

Begonnen hat es mit extra großen Sonnenschirmen. Dann fragten die Kunden nach mehr. Heute entwickelt die Manufaktur von Oskar Weishäupl edle Gartenmöbel.

Von Katharina Prechtl

Ein Produkt zu entwickeln, das zum Verkaufsschlager wird, davon träumen wohl die meisten Designer. Und nur selten gibt es Produkte, die die Kunden auch nach vielen Jahren unverändert als schön empfinden. Bei Sonnenschirmen und Gartenstühlen ist das offensichtlich möglich, Oskar Weishäupl, Gründer der gleichnamigen Chiemgauer Sonnenschirm- und Gartenmöbelmanufaktur, kennt sich da aus. Vor 15 Jahren entwickelte er zusammen mit seiner Tochter Stefanie aus bunten Stoffstreifen sein erfolgreichstes Sonnenschirmdesign "Multicolor". "Die Leute aus dem Vertrieb haben uns erst mal ausgelacht." Doch die Kunden waren begeistert.

Dass nicht jeder gleich das Potenzial seiner Kreationen erkennt, war Weishäupl gewohnt. Schon als er vor 50 Jahren ins Geschäft einstieg, mit großen Sonnenschirmen nach dem Vorbild italienischer Marktschirme, haben ihn viele belächelt. Die Holzschirme wurden ein Erfolg. Bald fragten die Kunden auch nach passenden Möbeln, Weishäupl lieferte. Zur Jahrtausendwende entstand dann die nächste Innovation: ein Gartenklappstuhl aus Holzlatten und Metallgestell, ähnlich wie man ihn aus dem Biergarten kennt. Weishäupl kam auf die Idee, für mehr Sitzkomfort die Latten der Sitzfläche und der Lehne ergonomisch auszufräsen. Längst ist das Familienunternehmen nicht mehr der einzige Anbieter, ein Verkaufsgarant für die Firma ist der Classic-Stuhl aber nach wie vor.

Und was wird diesen Sommer außer Multicolor bei Schirmfarben noch angesagt sein? "Die Leute fragen zur Zeit schon auch mal nach Farben wie Schlamm oder nach einem bestimmten Rosa." Keine Farben, die Weishäupl selbst auswählen würde, das merkt man ihm an. Dementsprechend sagt er auch: "Wir richten uns nicht nach Trends, wir haben eh schon eine große Farbauswahl. Wenn man jedem Trend nachläuft, kommt man nicht hinterher." Eine solche Einstellung kann sich nicht jeder leisten. Doch offensichtlich trifft die Familie Weishäupl mit den Farben, die sie bisher in ihre 58 Muster umfassende Stoffpalette aufgenommen hat, den Geschmack von vielen Kunden. Und wenn nicht? "Was wir nicht haben, haben andere auch nicht", sagt Weishäupl selbstbewusst.

Mangelnde Innovationskraft muss sich der Firmengründer ohnehin nicht nachsagen lassen. Bei den Sonnenschirmen hat er dem ursprünglichen Werkstoff Holz im Laufe der Jahre diverse andere Materialien hinzugefügt. Für jeden Einsatz gibt es so den passenden Schirm, sei er aus Aluminium, Edelstahl oder Fiberglas. Ähnlich bei Gartenmöbeln. Denn auch wenn Oskar Weishäupl selbst ein großer Holz-Fan ist, die Firma achtet natürlich auf die Wünsche der Kunden.

Für Gartenmöbel aller Art geben die Deutschen einiges Geld aus. Dem jüngsten Jahresbericht des Industrieverbands für Garten zufolge gibt das Volk der Liegen-Reservierer schon länger 1,2 Milliarden Euro jährlich aus, um sich ein schattiges Plätzchen im Garten einzurichten. Die Grillstation ist da noch gar nicht eingerechnet. Für "Grillen im Garten" zählt der IVG noch mal Ausgaben in derselben Höhe dazu. Auch Oskar Weishäupl hat inzwischen etwas mehr Zeit für seinen Garten. Seine beiden Kinder sind schon seit vielen Jahren im Unternehmen tätig, inzwischen auch als Geschäftsführer, Tochter Stefanie verantwortet Vertrieb und Marketing, Sohn Philipp Produktion und Entwicklung. Der Seniorchef sieht sich nach eigenem Bekunden eher in beratender Funktion, aber als Geschäftsführer ist er noch eingetragen. Auch die übernächste Generation, seine neun und zwölf Jahre alten Enkeltöchter, hat er bereits fürs Unternehmertum begeistert. "Die Mädels wollen später auch mal Chefinnen werden", schmunzelt seine Tochter Stefanie.

© SZ vom 03.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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