Nahaufnahme:Der Elektro-Lover

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"Ich bin zwar kein Digital-Native, dennoch probiere ich alles aus. Inzwischen bin ich ein echter Elektro-Lover." Gustavo Möller-Hergt (Foto: oh)

Der ehemaliger Warsteiner-Chef Gustavo Möller-Hergt ist im IT-Großhandel erfolgreich. Seine Firma besorgt fast jeden Laptop und Computer, der in Deutschland verkauft wird.

Von Christoph Giesen

Wer hierzulande einen Laptop kauft, sei es ein Gerät von Dell, HP oder Lenovo, ersteht mit hoher Wahrscheinlichkeit einen Computer, den vorher eine Firma eingekauft hat, deren Name eher nach einem Füllwort als nach einem großen Unternehmen klingt: Also. Kaum ein Smartphone, kaum ein Tablet, das nicht zuvor in einem der vielen Also-Lager gelegen hat.

Etliche hunderttausend Geräte sind es aktuell. Am Dienstag legt Also selbst Zahlen vor. Und sie werden wie immer gewaltig sein. Etwa acht Milliarden Euro Umsatz im Jahr macht diese Firma, die kaum jemand kennt. Und das, obwohl der Chef einer der schrillsten Geschäftsmänner der Szene ist: Gustavo Möller-Hergt. Ein Mann, der von sich sagt: "Ich bin zwar kein Digital-Native, dennoch probiere ich alles aus. Inzwischen bin ich ein echter Elektro-Lover."

Viele Jahre stand der 54-jährige Deutsch-Peruaner an der Spitze der Warsteiner-Brauerei. Inzwischen ist er im IT-Geschäft erfolgreich, in einer Nische, die nur über die Masse funktioniert. Mal kauft er 20 000 Tablets hier, mal 10 000 Laptops dort. "Unsere Marge bewegt sich zwischen ein und zwei Prozent", sagt Möller-Hergt.

Mit Großkunden wie Media-Markt oder Saturn stehen seine Leute täglich in Kontakt. "Das müssen wir auch, schließlich macht der eine Laden montags eine Rabatt-Aktion. Der andere dienstags, und wir stellen sicher, dass alle Händler genug Geräte vorrätig haben." Und wenn ein Tablet sich einmal nicht verkauft? Dann organisiert Also Rabatt-Aktionen. "Die Ware wird also immer zum richtigen Zeitpunkt, zum richtigen Preis verkauft", sagt Möller-Hergt.

Doch wie wird ein Mann des Bieres zum IT-Großhändler? Als Kind arbeitete Möller-Hergt in den Schulferien in einer Brauerei. "Geh nach Deutschland und studiere dort Bierbrauen, haben sie zu mir in Peru gesagt. Das habe ich dann auch gemacht. Eigentlich wollte ich aber immer Informatik studieren." Er lernte das Bierbrauen und promovierte über die Biosynthese von Fettsäuren. Nach dem Studium fing er in Chile bei Schörghuber an. "Dort habe ich verstanden, dass eins plus eins nicht zwei, sondern eins ergeben soll, wenn du etwas kaufst und drei, wenn du verkaufst. Das ist die Relativitätstheorie des Geschäftslebens."

1992 kam er schließlich zu Warsteiner und blieb 15 Jahre, zuletzt als Geschäftsführer. "Ich war Teil der Warsteiner-Familie. Doch dann kam die nächste Generation. 2007 habe ich das Unternehmen verlassen." Trotz des Abgangs im Streit sagt er heute: "Warsteiner ist nach wie vor mein Bier. Ich liebe es. Stellt man mir zum Beispiel ein Veltins, ein König Pilsner und ein Warsteiner hin, dann erkenne ich das Bier am Geschmack."

Statt Bier zu brauen, heuerte er bei der Droege Group, einer Investmentfirma aus Düsseldorf an, die zuletzt mit der Übername von Weltbild von sich reden machte. Möller-Hergts Aufgabe bei Droege: Als Berater sollte er nach neuen Geschäftsmodellen Ausschau halten. Ende 2009 kaufte Droege den Schweizer IT-Großhändler Also. Und Möller-Hergt sollte helfen, das Unternehmen mit Droeges eigener Firma Actebis zu fusionieren. Bald schon trug man ihm den Job als Chef an. Und das ist er bis heute geblieben.

Lässt sich die Marge des Unternehmens noch steigern? Mit dem klassischen Zwischenhandel wohl kaum, sonst würden es die Hersteller selbst in die Hand nehmen. Die Zukunft sieht Möller-Hergt im Servicegeschäft. Kunden kaufen künftig keine Geräte mehr, sondern zahlen eine monatliche Pauschale für die Nutzung. Wer dann einen neuen Laptop braucht, bekommt ihn sofort geliefert. Alle Daten sind dank Cloud bereits installiert. Bei drei Prozent liegt das Servicegeschäft derzeit. Es sollen aber mehr werden.

© SZ vom 26.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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